Italien will seine Staatsimmobilien loswerden, um Schulden abzubauen. Elf Leuchttürme sollen nun vermietet werden, dabei soll es mehr um Qualität als um Quantität gehen.

Seit Jahren versucht der italienische Staat schon, sein Immobilienvermögen zu verscherbeln. Der Erfolg war bislang jedoch eher dürftig. Nun hat die dafür zuständige Agenzia del Demanio gemeinsam mit dem Verteidigungsministerium die langjährige Vermietung von elf Leuchttürmen ausgeschrieben.

Der Fokus wird diesmal nicht auf den Bestpreis, sondern auf Qualität, Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit gelegt: "Qualität zählt erstmals mehr als Quantität", heißt es vonseiten der Agenzia del Demanio. Bei der Bewertung der Projekte hat der Preis nur mehr einen Einfluss von 40 Prozent.

Die Leuchttürme sind nicht nur für Hotelbetreiber – vom Bed-and-Breakfast bis zum Luxushotel – attraktiv, glaubt man bei der Agentur. Auch öffentlich-private Partnerschaften, Stiftungen, Verbände und Sportvereinigungen hätten bereits Interesse gezeigt. Über tausend Anfragen soll es bislang gegeben haben.

Foto: Agenzia del Demanio

Der Wert des staatlichen Immobilienvermögens Italiens wird auf insgesamt 59 Milliarden Euro geschätzt, weitere fünf Milliarden entfallen auf Grundstücke, landwirtschaftlich genutzte und nichtgenutzte Flächen und Wälder. Die Agenzia del Demanio hat erstmals eine detaillierte Aufstellung der insgesamt 47.000 Staatsimmobilien veröffentlicht, von denen aber "nur ein kleiner Teil zum Verkauf geeignet" sei. Die Leuchtturmaktion gilt als Feuerprobe für die neue Strategie des seit einem Jahr amtierenden Demanio-Chefs Roberto Reggi, des Exbürgermeisters von Piacenza.

Das Leuchtturmprojekt ist Teil des großangelegten Projektes zur Aufwertung des staatlichen Immobilienvermögens. Die Ausschreibung erfolgte am 12. Oktober in der italienischen Amtszeitung Gazzetta Ufficiale. Die Bewerbungsfrist endet im Jänner. Interessenten können die einzelnen Leuchttürme bis 16. Dezember besichtigen.

Foto: Agenzia del Demanio

Sie befinden sich in den süditalienischen Regionen Sizilien, Kalabrien, Apulien und Kampanien sowie in der mittelitalienischen Region Toskana. Die Leuchttürme sind in unterschiedlichem Zustand, doch alle sind noch in Betrieb und zum Teil noch von Wächtern und ihren Familien bewohnt.

Während die Verwandlung von Leuchttürmen in touristische Strukturen für Länder wie Kanada, die USA, die Niederlande und Deutschland nichts Neues ist, stellt das Projekt für Italien eine echte Innovation dar. Nur einer der insgesamt 200 Leuchttürme des Landes ist bislang für Touristen überhaupt zugänglich: Der Leuchtturm Faro di Capo Spartivento in Südostsardinien, etwa 50 Kilometer von Cagliari enfernt, wurde in den letzten Jahren restrukturiert. Er befindet sich nun in privaten Händen und verfügt über zwei kleine Appartements, ein Einzelzimmer und einen Swimmingpool.

Foto: Agenzia del Demanio

Der Ausschreibung dürften mehrere Umstände zugutekommen: In den letzten zwei Jahren boomten in Italien Luxushotels. In- und ausländische Investoren haben hier investiert. Der seit mehreren Jahren rückläufige Immobilienmarkt zeigt außerdem seit 2015 Anzeichen für eine positive Entwicklung. Seit Jahresbeginn hat der Immobilienhandel um sechs Prozent zugenommen, wie das statistische Amt Istat bestätigt. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 27.10.2015)

Foto: Agenzia del Demanio