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HSV-1 wird vor allem durch Tröpfcheninfektion verbreitet.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Schätzungen zufolge tragen zwei Drittel der Weltbevölkerung unter 50 Jahren das hochinfektiöse Herpes-Virus Typ 1 in sich, heißt es in einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation, der nun im Fachjournal "PLOS" veröffentlicht wurde.

In konkreten Zahlen: Mehr als 3,7 Milliarden Menschen unter 50 Jahren leiden unter dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1), wobei eine Infektion laut dem Bericht in den meisten Fällen bereits im Kindesalter erfolgt. Zudem sind weitere 417 Millionen Menschen in der Alterskohorte zwischen 17 bis 49 Jahren von Genital-Herpes (HSV-2) betroffen.

Westlicher Standard verringert HSV-1-Infektionen

HSV-1 wird vor allem durch Tröpfcheninfektion verbreitet. Zu eine Ansteckung mit HSV-2 kommt es durch sexuelle Kontakte, etwa Oralsex und Geschlechtsverkehr. HSV-1 kann allerdings ebenfalls Genital-Infektionen auslösen. Viren vom Typ 2 können umgekehrt auch Lippenbläschen hervorrufen.

In Industrieländern mit höheren Gesundheitsstandards infizieren sich immer weniger Menschen in der Kindheit mit dem HSV-1-Virus. Den Grund dafür sehen die Autoren in den besseren Hygienemaßnahmen und Lebensbedingungen.

Keine Impfung

Erstinfektionen mit Herpes-Viren bleiben häufig unbemerkt. Nach einer Ansteckung können die Viren lebenslang reaktiv sein, also nach einiger Zeit wieder auftreten. In seltenen Fällen kann eine HSV-1-Infektion auch zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer Enzephalitis oder Augenerkrankungen führen. Menschen mit einer offensichtlichen Herpes-Infektion würden häufig sozial stigmatisiert, was auch eine beträchtliche psychische Belastung bedeute, erklären die WHO-Experten.

Eine Herpes-Impfung gibt es bisher nicht. "Wir müssen die Entwicklung eines Impfstoffs vorantreiben und sind zuversichtlich, dass es in Zukunft eine Vakzine gegen Herpes geben wird", sagt die Epidemiologin Nathalie Broutet von der WHO. Mehrere Impfstoffe und Mikrobizide werden derzeit auf ihre Wirksamkeit untersucht und in Phase-1- und Phase-2-Studien getestet. (red, 29.10.2015)