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Hellhäutige Menschen sind potenzielle Hautkrebspatienten.

Foto: Corbis/Pep Karsten

"Zuerst braten sie in der Sonne, dann kommen sie dutzendweise und haben Angst, ihre Flecken auf der Haut könnten Krebs sein." Reinhard Dummer, leitender Dermatologe der Züricher Uniklinik, ist aufgebracht. "Von Sonnenschutz will keiner etwas hören, später liegen sie mit Hautkrebs bei uns und klagen: ,Wenn mir das jemand gesagt hätte!'" Natürlich hat Dummer recht: sich eincremen, nicht zu lange am Strand liegen und die pralle Mittagshitze meiden: Aber wer, bitte, ist schon immer vernünftig?

"Von einem Sommer bekommt man sicher keinen Hautkrebs", sagt Dummer, "aber man kann den Herbst als Anlass nehmen, auffällige Flecken anschauen zu lassen." Der Laie kennt nur Flecken, Ärzte haben für farbige Veränderungen auf der Haut dutzende Namen. "Da blicken selbst viele Mediziner nicht durch", sagt der Zürcher Dermatologe.

Gutartige, hell- bis dunkelbraune Pigmentflecken heißen Pigmentnaevi. Die braune Farbe bekommen die Flecken durch den Farbstoff Melanin, der von den Melanozyten in der Haut produziert wird. So zum Beispiel bei Sommersprossen: Die Melanozyten stellen mehr Melanin her, welches in daneben liegenden Hautzellen gespeichert wird. Sommersprossen sind vermutlich angeboren, so wie die Haar- und Hautfarbe auch. Ein kleiner, scharf begrenzter brauner Pigmentnaevus kann ein Leberfleck sein. Hier haben sich die Melanozyten an einer Stelle vermehrt oder bilden mehr Melanin.

Was UV-Licht macht

"Durch das UV-Licht werden die Melanozyten angeregt, mehr Melanin zu produzieren", erklärt Bernadette Eberlein, Oberärztin an der Technischen Uni München. "Deshalb werden wir im Sommer braun, und Pigmentnaevi sehen nach dem Sommer dunkler aus als vorher." Bei älteren Leuten, die ihr ganzes Leben viel draußen waren, sieht man auf Armen, Händen und im Gesicht oft blasse gelbbraune bis dunkelbraune, wenige Millimeter bis einige Zentimeter große Pigmentnaevi: Das sind Altersflecken, bei denen sich ebenfalls die Melanozyten vermehrt haben und der Farbstoff Lipofuszin nicht mehr gut abgebaut werden kann.

Im Schnitt hat jeder Erwachsene 20 Pigmentnaevi. "Die sind in den meisten Fällen angeboren", erklärt Reinhard Dummer von der Uniklinik in Zürich. "Während der embryonalen Entwicklung ist sozusagen etwas falsch gelaufen, und die Vorläuferzellen der Melanozyten haben sich in bestimmten Hautschichten angesammelt." All diese Flecken bergen kaum ein Risiko, sich in schwarzen Hautkrebs, also in ein Melanom umzuwandeln. Man braucht sie nicht zu entfernen. Gut beobachten solle man aber atypische Naevi, rät Dummer. "Solche Flecken sehen unruhiger aus, haben verschiedene Farben von Hellrot bis Dunkelbraun oder sind auch blass und meist unregelmäßig begrenzt. Wir wissen, dass die Flecken ein Risiko bergen, sich zu einem Melanom zu entwickeln."

Anzahl der Sonnenbrände

Die Mehrzahl der Melanome entwickelt sich jedoch auf normal aussehender Haut und nicht aus Pigmentflecken. "Ein Melanom entsteht nicht durch einen einzigen Sommer", sagt Dummer. "Aber je mehr Sonnenbrände man hat, desto größer das Risiko." Hat man öfter als dreimal einen Sonnenbrand in seinem Leben gehabt, erhöht sich das Melanomrisiko um mehr als das Doppelte. Menschen mit heller Haut und rötlichen oder blonden Haaren haben zudem ein höheres Risiko, außerdem diejenigen mit vielen Pigmentnaevi.

Die Krankenkasse zahlt die jährliche Früherkennungsuntersuchung der Haut, für Menschen mit erhöhtem Risiko, also etwa solche mit vielen atypischen Pigmentnaevi, auch häufiger. "Verändert sich ein Hautfleck oder sieht auffällig aus, sollte man das aber sofort abklären", rät Dermatologin Eberlein.

Die ABCDE-Regel

Hier hilft die ABCDE-Regel. Die Abkürzung steht für Asymmetrie, Begrenzung, Color (Farbe), Durchmesser und Erhabenheit/Erweiterung. "Ein Melanom fällt dadurch auf, dass es asymmetrisch wächst, zackig und unregelmäßig begrenzt ist, verschiedene braune und schwarze, rötliche oder graue Farbtöne hat, sich ausdehnt und rasch wächst und sich vorwölben kann", sagt Eberlein. "Wenn man eines dieser Kriterien bei einem Fleck beobachtet oder wenn es juckt oder blutet, zeigt man das besser einem Dermatologen."

Der schaut sich den Naevus zunächst mit einem Vergrößerungsglas an, und wenn er ein Melanom vermutet, rät er dazu, den Fleck zu entfernen und das Gewebe unter dem Mikroskop untersuchen zu lassen. Bei erfahrenen Dermatologen stimme die Diagnose dann fast immer, erzählt Eberlein. "Auch wenn manche Kollegen von der Angst angenervt scheinen: im Zweifel lieber einmal zu viel als zu spät zum Hautarzt." (Felicitas Witte, 30.10.2015)