Kilometerlange Rillen überziehen Phobos. Ein Nasa-Forscher sieht in ihnen Anzeichen, dass der Mars seinen kleinen Mond allmählich auseinander reißt.

Foto: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona

Greenbelt – Zwei vergleichsweise winzige Monde umkreisen den Mars, einen davon wird der Rote Planet über kurz oder lang verlieren: Phobos, mit einem maximalen Durchmesser von 26 Kilometern der größere der beiden, befindet sich offenbar bereits in langsamer Aufösung, wie nun Nasa-Wissenschafter berichten.

Dass Phobos dem Untergang geweiht ist, weiß man schon länger. Da der Mond den Mars auf einer sehr niedrigen Umlaufbahn umkreist, zerren fortwährend Geizeitenkräfte an ihm. In der Folge nähert sich Phobos seinem Mutterplaneten immer mehr an, bis er schließlich in einigen zehn Millionen Jahren auseinander bricht und abstürzt.

Aktuelle Untersuchungen legen allerdings nahe, dass Phobos bereits jetzt gewisse Abnützungserscheinungen zeigt. Die US-amerikanischen Mariner-9- und Viking-Aufnahmen der 1970er-Jahre zeigten erstmals tiefe, bis 200 Meter lange und 30 Meter breite Gräben, die sich über einige Regionen auf der Mondoberfläche erstrecken. Damals wurden die Rillen für Folgen eines großen Einschlags gehalten, da man bei dem Mond von einem kompakten Felsgebilde ausging.

Geröllhaufen mit Hülle

Dank Aufnahmen der Esa-Sonde Mars Express aus dem Jahr 2008 weiß man heute, dass Phobos kaum mehr ist, als eine Ansammlung von Geröll, die von einer 50 bis 100 Meter dicken festeren Hülle zusammengehalten wird. Auf Basis dieses Modells berechneten nun Terry Hurford und seine Kollegen vom Nasa Goddard Space Flight Center in Maryland die gravitativen Kräfte, die auf Phobos' Oberfläche wirken. Das Ergebnis zeigte, dass die beobachteten Gräben tatsächlich in jenen Bereichen auftreten, die dem größten mechanischen Stress unterworfen sind.

"Diese Spalten sind das erste Anzeichen, dass Phobos vom Mars auseinander gerissen wird", erklärt Hurford, der seine Resultate auf dem Jahrestreffen der Geological Society of America in Baltimore präsentiert. Dass er selbst oder seine Zeitgenossen das noch erleben werden, ist allerdings unwahrscheinlich. Niemand weiß, wie dick die äußere Hülle des Mondes tatsächlich ist – und diese beeinflusst die Lebensdauer von Phobos entscheidend. Hurford: "Der Mond könnte also noch einige weitere Millionen Jahre in einem Stück bleiben." (tberg, 7.11.2015)