Mit der neuen Immuntherapeutika, zum Beispiel sogenannten Checkpoint-Inhibitoren, lässt sich bei manchen Krebserkrankungen im fortgeschrittenen Stadium bei rund 20 Prozent der Patienten ein längerfristiges Ansprechen auf die Behandlung erzielen. Neue Kombinationstherapien sollen das noch deutlich verbessern, hieß es bei einer Vortragsreihe im Wiener AKH.

Immunonkologie und Immunhämatologie standen im Mittelpunkt des "Kolleg" des Comprehensive Cancer Center (CCC) von MedUni Wien und AKH. CCC-Koordinator Christoph Zielinski betonte, dass die neuen Immuntherapien längst nicht "nur" bei Tumoren wirken, welche schon immer als mit dem Immunsystem in Verbindung stehend angesehen worden seien: "Beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom hat man mit dem monoklonalen Antikörper Nivolumab (Checkpoint-Inhibitor; Anm.) bei fortgeschrittener Erkrankung und schwer vorbehandelten Patienten eine Ein-Jahres-Überlebensrate von 42 Prozent erzielt, nach zwei Jahren eine von 24 und nach drei Jahren eine von 18 Prozent."

Nur 20 Prozent der Patienten profitieren

Allerdings müsse man oft länger warten, bis der Effekt einsetze. Insgesamt aber zeige sich bei den klinischen Studien mit den neuen Immuntherapeutika langfristig eine Stabilisierung der Tumorerkrankungen bei um die 20 Prozent der Patienten, sagte Zielinski. Doch an sich müsste sich das noch weiter verbessern lassen. So könnte man sowohl Kombinations-Immuntherapien als auch Kombinationen mit "zielgerichteten" Therapeutika und/oder Chemotherapeutika in Zukunft anwenden.

Je mehr Mutationen – auch solche, die beispielsweise erst durch eine Chemotherapie entstünden – bösartige Zellen aufwiesen, desto besser sei der Behandlungserfolg. Die Zellen werden dadurch leichter als "fremd" erkannt und vom Immunsystem bekämpft.

Im Zuge der neuesten Entwicklungen in der Onkologie und in der Hämatologie kommen auch Zell- und Impftherapien wieder zum Vorschein. So zeigten sich in ersten klinischen Studien bei Kindern und Erwachsenen mit schwersten akuten lymphatischen Leukämien mit der neuen Methode der CAR T-Zelltherapie ein länger andauernder völliger Rückgang der Erkrankung bei mehr als 70 Prozent der Behandelten.

Zelltherapie und Anwenudung

Bei der neuartigen Methode werden T-Zellen des Patienten entnommen, gentechnisch mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) modifiziert und anschließend per Infusion verabreicht. Die CAR T-Zellen vermehren sich im Körper der Patienten, suchen mit ihrem CD19-Oberflächenbestandteil gezielt die bösartigen Leukämiezellen und killen sie, wie Hildegard Greinix, Leiterin der Klinischen Abteilung für Hämatologie der MedUni Graz darstellte.

Ulrich Jäger, Leiter der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie von MedUni Wien und AKH, betonte, dass man mit den neuen Therapien in der Behandlung von bestimmten Patienten mit Blutkrebs auch den Zeitraum besser überbrücken könne, bis eine Knochenmarktransplantation durchgeführt werden kann.

Als eines von acht Zentren in Europa werde man an einer Studie bei Hochrisiko-Lymphompatienten mit der CAR T-Zell-Therapie teilnehmen. Man erhofft sich Remissionsraten von 80 Prozent und ein längeres Überleben ohne Rückfälle von rund 60 Prozent der Patienten mit solchen Behandlungsstrategien.

An die Fachvorträge schloss eine Podiumsdiskussion zum Thema der Kosten der neuen Krebstherapien an. An ihr nahmen auch MedUni Wien-Rektor Markus Müller, KAV-Generaldirektor Udo Janßen und Martin Schaffenrath (stellvertretender Verbandsvorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger) teil. (APA, 25.11.2015)