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Nur wenige Inseln kommen für Private überhaupt infrage – im Bild ein Eiland auf den Malediven.

Foto: Reuters / Stringer / Malaysia

Eine Insel ganz für sich allein, das scheinen sich die Reichen und Schönen zu wünschen: Brad Pitt und Angelina Jolie sollen vergangenen Sommer nach einer griechischen Insel gesucht, Leonardo DiCaprio gar die Fühler nach einer Zweitinsel ausgestreckt haben.

"Ich sage immer: Wer sich ein Auto leisten kann, kann sich auch eine Insel leisten", sagt der Hamburger Inselmakler Farhad Vladi. Er hat mit seinem Unternehmen Vladi Private Islands nach eigenen Angaben in den vergangenen 40 Jahren mehr als 2.650 Inseln auf der ganzen Welt verkauft. In den 1960ern, als Aristoteles Onassis die Insel Skorpios kaufte, sei der Inselkauf noch elitärer gewesen, sagt seine Pressesprecherin Sabine Rollinger. Zunehmend seien heute aber auch Normalsterbliche auf dem Markt unterwegs.

Sie haben die Qual der Wahl: In 30 bis 40 Ländern auf der Welt gebe es mindestens eine Insel in Privatbesitz, heißt es in dem aktuellen "Island Review" des britischen Maklerunternehmens Knight Frank. Nur ein Bruchteil davon sei aber auch tatsächlich von guter Qualität, also leicht zu erreichen, mit Elektrizität und Kanalisation ausgestattet sowie in einem Land mit einer stabilen politischen Lage und leichtem Zugang zu medizinischer Betreuung. Trotz der kleinen Anzahl an Inseln, die angesichts dieser Kriterien übrig bleiben, seien die Preise aber in den vergangenen Jahren nicht so stark angestiegen. In einigen Teilen der Welt seien Inseln sogar "relativ leistbar" geblieben.

Interesse an Bahamas

Die meisten Inseln werden laut Statistik der kanadischen Internetplattform Private Islands Online in den USA und Kanada verkauft, gefolgt von Zentralamerika und der Karibik. Am meisten Interesse an Inseln wird für die Bahamas, Florida und Fidschi verzeichnet.

Die Preise sind höchst variabel: Die billigste Insel, die Vladi Private Islands derzeit im Angebot hat, kommt auf 35.000 Euro und liegt im kanadischen Nova Scotia. Die vielversprechend klingende Whispering-Trees-Insel kann laut Website mit einer Blockhütte bebaut werden und ist von dichtem Mischwald bewachsen. Sie würde zu "naturorientierten Aktivitäten" einladen. Die Liebe zur Natur verbindet überhaupt alle Inselkäufer, sagt Rollinger – auch jene, die sich Inseln mit eigener Landepiste für das Privatflugzeug zulegen.

Generell gebe es keine Trends auf dem Inselmarkt, sagt sie. Zu unterschiedlich seien Geschmäcker und Angebot. "Derzeit erobern wir aber den chinesischen Markt." Chinesen würden die eigene Insel eher als Investment denn als Feriendomizil sehen. Und sie schlagen nicht nur in Asien zu – auch weil es dort meist nur Pachtinseln gibt.

Hürden in Griechenland

In der allgemeinen Krisenstimmung des vergangenen Sommers wurde über einen Ausverkauf der griechischen Inseln spekuliert. Von einem solchen Kauf rät Vladi aber ab: "Ausländer kommen praktisch nicht an eine Insel", sagte er bereits im Sommer. Denn die bürokratischen Hürden seien enorm – bis zu 30 Genehmigungen seien für einen Inselkauf nötig. Interessenten würden im Behördendschungel dann rasch aufgeben.

In den vergangenen zehn Jahren ist das Interesse von Staaten und Naturschutzorganisationen daran gestiegen, Inseln zu kaufen: "Government Purchases" sind laut Bericht von Knight Frank zwischen 2000 und 2014 um ganze 283 Prozent gestiegen. Oft geschehe das aus politischen oder Naturschutzgründen. Kanada würde beispielsweise auf den Markt kommende kanadische Inseln aufkaufen, mitunter würden so "zehn bis 20 Inseln" auf einen Schlag gekauft, sagt Rollinger.

Auch Italien habe vor zwei Jahren bei einer italienischen Insel zugeschlagen – und diese dank Vorkaufsrechts einem privaten Interessenten weggeschnappt. Die Regierung der British Virgin Islands überprüft laut Bericht von Knight Frank ausländische Interessenten und hat Inseln bereits mehrfach selbst gekauft, um zu verhindern, dass diese in ausländische Hände gelangen.

Künstlich geschaffene Inseln bieten die Inselmakler nicht an. "Wir verkaufen nur von der Natur geschaffene Inseln", betont Rollinger, "alles andere lehnen wir ab." Der Misserfolg derartiger Projekte würde ihnen dabei recht geben.

The World stand still

Eines der spektakulärsten Projekte dieser Art liegt in Dubai und nennt sich The World: 300 Inseln wurden dafür zwischen 2003 und 2006 von einem staatlichen Entwickler künstlich aufgeschüttet und in Form einer Weltkarte angeordnet. The World ist eines der größten künstlichen Inselprojekte der Welt – gleich nach dem unweit davon gelegenen The Palm Jumeirah. Die Entwicklungskosten von The World wurden 2005 mit 14 Milliarden Dollar veranschlagt. Doch dann kam die globale Finanzkrise, The World stand still. Sechs der Inseln – nach den Umrissen Deutschlands, Österreichs, der Schweiz, der Niederlande, Schwedens und St. Petersburgs geformt – gehören dem Österreicher Josef Kleindienst, früher Polizeigewerkschafter ("Spitzelaffäre") und heute Immobilienentwickler in Dubai.

An seinem Inselprojekt wird nun wieder gebaut: Auf "Schweden" wird derzeit an zwei Luxusvillen gewerkt, die erste Showvilla soll im ersten Quartal 2016 fertig werden. Wer will, kann sich seine Villa von Bentley Home möblieren lassen, berichtet eine Sprecherin von Kleindienst. Um hochsommerliche Temperaturen von bis zu 50 Grad auf den Inseln erträglich zu machen, soll es "klimatisch kontrollierte Außenbereiche" geben. Dank moderner Technologie soll es im Hochsommer regnen und sogar schneien.

Auch im Wasser vor den Inseln treibende Häuser namens Floating Seahorses sind zu haben, die laut Medienberichten 1,8 Millionen Dollar kosten. Die ersten beiden Tranchen seien bereits verkauft worden, so die Sprecherin. Das erste Floating Seahorse – ein dreistöckiges, im Wasser treibendes Haus mit einem verglasten, sich unter der Wasseroberfläche befindlichen Schlafzimmer – soll schon bald zu Wasser gelassen werden.

Fahrbare Inseln aus Österreich

Ein österreichisches Unternehmen hat einen sehr ähnlichen Zugang gefunden: Wer über das nötige Bargeld verfügt, kann sich seit kurzem seine eigene, fahrbare Insel vom Grazer Unternehmen Migaloo entwerfen lassen. Kokomo Ailand nennt sich das Produkt, das nach einem Hit der Beach Boys benannt ist und bei dem es sich um einen klotzigen Turm im Wasser handelt – inklusive Helikopterlandeplatz.

117 Meter lang soll das Inselchen sein und aus mehreren Decks bestehen, in denen beispielsweise Fitnessstudio und Pools untergebracht sind. In 80 Metern Höhe befindet sich ein Penthouse, ganz unten können Haie gefüttert werden. Mit gemütlichen 14 km/h soll die Hightech-Insel dahintuckern. Einen Prototyp gibt es noch nicht. Derzeit befinde man sich mit Kunden weltweit in Verhandlungen, berichtet der Geschäftsführer Christian Gumpold. Sie müssen sich aber gedulden: Die Design- und Bauzeit betrage sechs bis acht Jahre.

Ob die Idee ankommt, ist noch offen. Die wirklich Reichen suchen heute jedenfalls andere Produkte als noch vor 20 Jahren, heißt es bei Knight Frank: Immer häufiger werden Halbinseln oder nur Teile von Inseln gekauft. Auch das Mieten wird immer beliebter, sagt Rollinger: "Mit dem Besitz einer Insel kommen auch Verpflichtungen, etwa was Pflege und Verwaltung angeht."

Trotz fehlenden Meereszugangs gibt es übrigens auch in Österreich Privatinseln – im Faaker See, im Wörthersee, im Traunsee und im Attersee. Zum Verkauf steht aber keine von ihnen. (Franziska Zoidl, 11.12.2015)