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Das Hormon Oxytocin stärkt die soziale Bindung – und führt zu erhöhter Spendenbereitschaft für Sozialprojekte.

Foto: ap/Martha Irvine

Bonn – Das "Kuschelhormon" Oxytocin stärkt unsere sozialen Bindungen: Besonders stark bei frisch Verliebten, beim Sex und beim Stillen. "Frühere Studien haben bereits Hinweise gefunden, dass der Botenstoff auch unsere Großzügigkeit fördert", sagt René Hurlemann von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Med-Uni Bonn.

Um herauszufinden, ob das stimmt, untersuchten die Wissenschafter den Einfluss von Oxytocin in mehreren Experimenten mit insgesamt 172 Teilnehmern. Jeder Proband erhielt zehn Euro und konnte entweder die Summe behalten oder aber zumindest einen Teil davon spenden. Zwei reale Spendenprojekte, beide im Kongo, standen dabei zur Auswahl: Ein ökologisches zur Regenwaldaufforstung sowie ein soziales zur Verbesserung von Lebensgrundlagen der dortigen Bevölkerung.

Mittels Speichelproben eruierten die Forscher vor und während des Versuchs die Oxytocinspiegel der Teilnehmer. Das Ergebnis: Jene Probanden, deren Hirnhangdrüse (Hypophyse) beim Test besonders viel Oxytocin ausschütteten, spendeten viel mehr für das soziale Projekt als jene mit einem niedrigen Spiegel des Hormons. Für die Forscher überraschend: Beim ökologischen Projekt spielte Oxytocin keine Rolle. Ob viel oder wenig des Hormons: Das Spendenverhalten blieb gleich.

Verschiebung der Prioritäten

In einem zweiten Experiment bekam ein Teil der Testpersonen Oxytocin in Form eines Nasensprays verabreicht. Auch hier wiederholte sich das Muster. Die Oxytocin-Gruppe spendete mit durchschnittlich 4,50 Euro mehr als doppelt so viel für das soziale Projekt als die Kontrollgruppe. Beim ökologischen Projekt war die Spendenbereitschaft hingegen unterdurchschnittlich ausgeprägt: Wer Oxytocin über die Nase erhielt, spendete durchschnittlich nur 2,42 Euro statt 4,42 Euro.

Auch ein dritter Versuch, bei dem eine Kaufentscheidung für entweder konventionell produzierte oder für nachhaltige Lebensmittel und Kleidungsstücke, brachte dasselbe Ergebnis. Bei externer Oxytocin-Zufuhr waren die Probanden bereit, für nachhaltige Produkte doppelt so viel Geld zu zahlen wie für konventionelle Erzeugnisse. "Unter Oxytocin-Einfluss kommt es zu einer Verschiebung der Prioritäten zugunsten sozialer Uneigennützigkeit", interpretiert Forscherin Nina Marsh die Ergebnisse.

Das Fazit von Studienleiterin René Hurlemann: "Wenn für ökologische Projekte Unterstützung benötigt wird, sollte auch die soziale Botschaft des Vorhabens in den Vordergrund gestellt werden." (fbay, 2.12.2015)