Die Kombiaufnahme aus Bilder des Gemini Planet Imagers und des Hubble Weltraumteleskops zeigten unter anderem einen asymmetrisch geformten Kometenring. Die unregelmäßigen Strukturen weisen vorangegangene turbulente Zustände hin.

Foto: Paul Kalas, UC Berkeley

Berkeley – Im vergangenen Jahr haben Astronomen einen Exoplaneten entdeckt, der sein Muttergestirn in ungewöhnlich großer Distanz umkreist. Fast 100 Milliarden Kilometer trennen das Objekt von seinem Stern, das entspricht dem rund 20-fachen Abstand zwischen Sonne und Pluto. Das Objekt mit der Katalognummer HD 106906 b liegt rund 300 Lichtjahre von der Erde entfernt und dürfte etwa 11 Mal so massereich sein wie unser Jupiter.

Neue Aufnahmen von dem System könnten nun eine Antwort auf die Frage liefern, warum der Gasriese so weit draußen seine Runden dreht, denn dass er ursprünglich dort entstanden ist, gilt als unwahrscheinlich. Die aktuellen Bilder des Gemini Planet Imagers (GPI) in den chilenischen Anden und des Hubble Weltraumteleskops zeigen, dass der junge Mutterstern von einem unregelmäßig geformten Kometengürtel umgeben ist, was auf turbulente Ereignisse schließen lässt.

Astronomen um Paul Kalas und seine Kollegen von der University of California in Berkeley berichten im "Astrophysical Journal", dass die selben Kräfte, die für den Wirbel in den Kometenbahnen gesorgt hatten, möglicherweise auch den Exoplaneten aus dem Inneren des Sternsystems geschleudert haben. Darüber hinaus ergaben die Aufnahmen, dass HD 106906 b selbst von einem Materiering, vermutlich einer Staubscheibe, umgeben ist.

Zustände wie im jungen Sonnensystem

"Wir vermuten, dass der Exoplanet Material aus dem Kometenring eingefangen und mit sich fortgetragen hat", erklärt Kalas. Das beobachtete Szenario könnte durchaus jenem ähneln, das für die frühen Anfänge unseres eigenen Sonnensystems angenommen wird. Damals – so lautet die Theorie – wurde ein großer Planet aus der unmittelbaren Sonnenumgebung gedrängt und schließlich gänzlich aus dem System katapultiert. Damit erklären sich die Forscher, warum unser Kuipergürtel in seiner Anfangszeit einen beträchtlichen Teil seiner Masse verloren hat: Er wurde von dem "auswandernden" Planeten mit sich gerissen.

"Alle unsere Beobachtungen weisen darauf hin, dass das nur rund 13 Millionen Jahre junge Sternsystem um HD 106906 erst kürzlich eine beträchtliche Störung erfahren hat, was zu seinem aktuellen unregelmäßigen Zustand geführt hat", meint Kalas. Als Verursacher dieses "Exoplaneten-Billards" tippen die Astronomen auf einen in unmittelbarer Nähe vorüber ziehenden Stern oder einen weiteren, noch unentdeckten Gasriesen in dem System. (red, 5.12.2015)