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Das Abtasten der Brust ist eine der wichtigsten Maßnahmen, die Frauen regelmäßig selbst durchführen können. Im Bild: Ausbildung zur Medizinische Tastuntersucherin (MTU) am Berufsförderungswerk für Blinde und Sehbehinderte (BFW) in Halle Im BFW werden blinde Frauen zu Medizinischen Tastuntersucherinnen (MTU) ausgebildet.

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Eine zusätzliche Behandlung von Brustkrebspatientinnen mit hormonabhängigem Mammakarzinom mit dem Osteoporose-Antikörper Denosumab verringert die Rückfallsrate um 18 Prozent. Das ist das Ergebnis der größten österreichischen Brustkrebsstudie (ABCSG 18), die beim internationalen Brustkrebskongress in San Antonio (Texas) präsentiert wurden.

"Das ist ein spektakuläres Ergebnis", sagte dazu Studienleiter Michael Gnant, Chef der Universitätsklinik für Chirurgie der Med-Uni Wien im AKH, Präsident der österreichischen Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs (ABCSG) und stellvertretender Leiter des Comprehensive Cancer Center (CCC; MedUni Wien/AKH). An der Untersuchung haben 65 Behandlungszentren in ganz Österreich mit 3.425 Mammakarzinompatientinnen nach der Menopause teilgenommen.

Im vergangenen Jahrzehnt haben viele wissenschaftliche Untersuchungen – wesentliche davon im Rahmen der ABCSG in Österreich – gezeigt, dass eine antihormonelle Therapie nach Standardtherapie (Operation, Bestrahlung) bei hormonabhängigem Brustkrebs die Sterblichkeitsrate um bis zu 40 Prozent senken kann.

Wirkung und Nebenwirkung

Die antihormonell wirkenden Medikamente, zum Beispiel sogenannte Aromatasehemmer, führen aber auch zu Knochenschwund (Osteoporose und Frakturen am Oberschenkel, den Wirbeln etc.). "Das ist bei rund 15 Prozent der postmenopausalen Brustkrebspatientinnen der Fall (...)", sagte Gnant. Eine potenziell schwerwiegende Nebenwirkung sind zum Beispiel auch Kiefernekrosen.

Bereits vor einigen Jahren wurde bewiesen, dass mit Osteoporosemedikamenten aus der Klasse der Bisphosphonate der therapiebedingte Knochenschwund zu einem guten Teil abgefangen werden kann. Gleichzeitig zeigte sich, dass unter Verwendung dieser Arzneimittel auch weniger Rückfälle bei den Mammakarzinompatientinnen auftraten.

Eine von Gnant und anderen Autoren im Juli dieses Jahres nach entsprechenden groß angelegten Studien publizierte Meta-Analyse der vorhandenen Daten zeigte eindeutig diesen zusätzlichen Effekt der Anti-Osteoporosetherapie: Die "Knochenhärter" führen zu einer Reduktion des Auftretens von Knochenmetastasen um 28 Prozent und zu einer Verringerung der langfristigen Brustkrebsmortalität um 18 Prozent.

Knochen Fressen verhindern

In den vergangenen Jahren ist aber mit dem monoklonalen Antikörper Denosumab, welcher die Ausreifung von Knochenfresszellen verhindert, ein hoch wirksames Osteoporosemedikament mit extrem geringen Nebenwirkungsraten in die Therapie eingeführt. Basisforschung dazu hatte ehemals Josef Penninger, jetzt Chef des Instituts für Molekulare Biotechnologie in Wien, durchgeführt.

In der neuen Studie erhielten nun 3.425 österreichische Brustkrebspatientinnen nach der Menopause eine antihormonelle Therapie mit einem Aromatase-Hemmer und zur Hälfte alle sechs Monate Denosumab oder ein Placebo. "Die Häufigkeit von Knochenfrakturen sank um insgesamt 50 Prozent", so stellte Gnant im Mai dieses Jahres beim amerikanischen Krebskongress (ASCO) das erste Hauptergebnis vor.

Wegen dieses hoch signifikanten Erfolges wurde nach dieser Auswertung beschlossen, auch den eventuellen Effekt dieser Begleittherapie (ähnlich wie jener von Bisphosphonaten) auf die Rückfallsrate zu ermitteln.

Win-Win-Situation

"Es kam zusätzlich zu den um 50 Prozent weniger Knochenbrüchen auch zu 18 Prozent weniger (Brustkrebs-)Rückfällen. Wir haben immer davon geträumt, über eine Veränderung des Mikroenvironments die Heilungsrate günstig zu beeinflussen. Mit der ABCSG 18-Studie ist uns das ein weiteres Mal (nach der Untersuchung mit den Bisphosphonaten vor einigen Jahren; Anm.) gelungen", sagte Gnant.

Die Verringerung der Rückfallsrate um 18 Prozent war knapp an der statistischen Signifikanz. Hoch signifikant war der Effekt bei der Untergruppe der Patientinnen mit Tumoren über zwei Zentimeter Größe und frühzeitiger Behandlung sowie bei Patientinnen mit sehr vielen Hormonrezeptoren an den Tumorzellen.

Laut Gnant sollte nunmehr Denosumab den für eine antihormonelle Therapie geeigneten Brustkrebspatientinnen zusätzlich angeboten werden. Bei stärkerer Wirksamkeit hätte das Medikament auch weniger Nebenwirkungen. In Österreich gibt es pro Jahr rund 5.200 Brustkrebs-Neuerkrankungen. 70 Prozent davon sind hormonabhängig, das heißt, die Tumorzellen brauchen vor allem Östrogene als Wachstumsimpuls. (APA/red, 9.12.2015)