In selbstgemachten Smoothies sollte laut Experten möglichst viel unterschiedliches Obst und Gemüse stecken.

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Smoothies und Fruchtsäfte boomen: Die bunten Getränke gibt es in hippen Saftbars, mittlerweile aber auch im Supermarkt zu kaufen. Der neueste Trend: sogenannte kaltgepresste Säfte, die angeblich schonend hergestellt werden und daher besonders gesund sein sollen.

Allgemein seien die Säfte "eine nette zusätzliche Möglichkeit, Obst und Gemüse zu sich zu nehmen – und auf jeden Fall besser als gar nichts", sagt Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien. Im Supermarkt empfiehlt er, einen Blick auf die Inhaltsstoffe des Produkts zu werfen, um zu vermeiden, dass sich im vermeintlich gesunden Saft Zuckerzusätze und Konservierungsstoffe verstecken. Besonders bei Kindern sei es zudem wichtig, dass sie sich an Geschmack und Konsistenz von unbehandeltem Obst und Gemüse gewöhnen – und ihren Vitaminbedarf nicht nur durch Säfte decken.

Für Kinder und Erwachsene gilt zudem gleichermaßen: Fünfmal am Tag soll eine Portion Obst oder Gemüse gegessen werden. "Höchstens eine dieser Mahlzeiten soll mit einem Saft ersetzt werden", rät König. Denn ganz unumstritten sind die Säfte nicht: Kritiker meinen sogar, dass der Konsum von Smoothies aufgrund des hohen Fruchtzuckergehalts eine Fettleber begünstigen kann. König glaubt das nicht: "So viele Smoothies kann man gar nicht trinken." Dass man mit einem Saft durchaus "unphysiologische", also sehr große Mengen Obst zu sich nimmt, sei aber richtig, die konsumierte Menge Fruchtzucker sei daher mitunter hoch.

Schonend hergestellt

Immer öfter ist auch die Rede von "kaltgepressten Säften", die laut Herstellern ohne industrielle Techniken, ohne Wärmeeinwirkung und daher besonders schonend hergestellt werden. "Mir ist neu, dass es bei Zentrifugenentsaftern zu so hohen Temperaturen kommt, dass es zu einem nennenswerten Verlust der Nährstoffe kommt", sagt König. "Das Argument, dass mehr Vitamine in den Säften stecken, halte ich daher für gewagt."

Viele Hersteller werben auch damit, dass ihre Säfte nicht haltbar gemacht werden – dass also keine zusätzlichen Konservierungsstoffe drinstecken. "Diese Säfte sind dann tatsächlich nur kurz haltbar und müssen hygienisch gelagert werden", betont König. Wer aber wirklich wissen will, was drin ist, macht seine Smoothies selbst. Dabei rät der Ernährungswissenschafter zur Verwendung von möglichst viel unterschiedlichem Obst und Gemüse.

Rohkost- oder Teetage

Besonders nach den Weihnachtsfeiertagen, an denen traditionell über die Stränge geschlagen wird, klingt die Idee einer Saftkur gut – das findet auch König. "Es ist durchaus sinnvoll, die Energiezufuhr zu reduzieren", sagt er. "Aber das muss nicht unbedingt in Form eines Safttages sein." Auch Rohkost- und Teetage könnten sinnvoll sein. "Oder einfach einmal weniger zu essen." Am Ende gehe es immer um eine langfristige Ernährungsumstellung. "Aber wenn ein Safttag als Einstieg hilft, dann ist das gut."

Dass die Menschen sich durch die wachsende Saftauswahl in Supermärkten gesünder ernähren, glaubt der Experte jedenfalls nicht: Billig sind die Trendgetränke nicht. "Ich bin mir also nicht sicher, ob die Menschen, die die zusätzlichen Vitamine tatsächlich brauchen, sich diese Säfte leisten können", sagt König. "Ich glaube viel eher, dass die Säfte von Menschen konsumiert werden, die das finanzielle Potenzial haben – und die sich ohnehin schon relativ gut ernähren." (Franziska Zoidl, 13.1.2016)