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Ein Komondor mit seinem typischen zottigen Fell, das dem Hirtenhund erst seit gut 100 Jahren angezüchtet wurde. Züchtungen erhöhten aber auch die "genetische Bürde" von Hunden.

Foto: AP/Jens Meyer

Washington/Wien – Trotz zahlreicher neuer Studien weiß die Wissenschaft immer noch nicht genau, wo und wann erstmals Wölfe vom Menschen gezähmt und domestiziert wurden. Laut der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science soll sich das im kommenden Jahr ändern: Angeblich deuten neue Daten auf eine Lösung des Rätsels hin.

Bis dato geht man davon aus, dass der Mensch vor rund 15.000 Jahren "auf den Hund kam", wie es der Verhaltensforscher Konrad Lorenz formulierte, der freilich noch den Schakal als Hundevorfahren vermutete und nicht den eurasischen Grauwolf.

In den letzten Jahrhunderten wurden aus dem Haushund hunderte verschiedene Rassen herausgezüchtet. Daneben existieren nach wie vor "Pariahunde", die den Wölfen genetisch noch etwas näher stehen. Ein internationales Forscherteam um Kirk Lohmueller (UCLA) untersuchte nun, welche genetischen Folgen diese Domestikation hatte – ebenfalls eine Frage, die bereits Konrad Lorenz umtrieb und die ihn kürzlich indirekt das Ehrendoktorat der Uni Salzburg kostete.

Lorenz ging nämlich davon aus, dass die Domestizierung etwa bei Gänsen ungünstige genetische Folgen hätte und schloss, dass die Domestikation ("Verhausschweinung") beim Menschen eine Gefahr sei, die man mit eugenischen Maßnahmen verhindern sollte.

Lohmueller und Kollegen fanden nun im Fachblatt PNAS heraus, dass es bei Hunden aufgrund der Züchtung tatsächlich zu schädlichen Folgen für die DNA kam: Nach vollständiger Sequenzierung von 90 Hunden, Pariahunden und Grauwölfen zeigte sich, dass Hunde eine um zwei bis drei Prozent höhere genetische "Bürde" mit sich tragen, der am besten mit größeren Populationen zu begegnen sei. Die Forscher wagen übrigens auch einen Seitenblick auf den Menschen, bei dem sie indes keine so hohe genetische Bürde entdecken. (tasch, 22.12.2015)