Wien/Tübingen/Münster – Biotech-Medikamente gegen Entzündungen – als Infusionen verabreicht – haben in den vergangenen 20 Jahren die Behandlung von Gelenksrheuma und Psoriasis revolutioniert. Bei Psoriasis könnte auch eine Anwendung per Gel oder Injektion in die Haut ausreichend sein. Hinweise dafür haben Schweizer und Wiener Dermatologen jetzt gesammelt.

"Es ist unklar, ob Antagonisten des Tumornekrosefaktors alpha (TNF-alpha; Anm.), die in der Behandlung von Psoriasis verwendet werden, unbedingt systemisch wirken müssen oder ob die lokale Hemmung von TNF-alpha der Haut ausreicht, um die Entzündung zu verringern", schreiben Dermatologen der Universitätskliniken in Münster, Tübingen und Wien in einer neuen Studie im Fachjournal "Experimental Dermatology".

Alternative zur Infusion

TNF-alpha ist einer der stärksten körpereigenen Entzündungs-fördernden Botenstoffe. Er spielt bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie chronischer Polyarthritis ("Gelenksrheuma") oder Psoriasis (Schuppenflechte) eine bedeutende Rolle. Die ersten hoch wirksamen Arzneimittel gegen schwere Krankheitsformen waren monoklonale Antikörper (z.B. Infliximab) gegen diesen Tumornekrosefaktor. Sie müssen allerdings intravenös verabreicht werden.

Das Schweizer Pharmaunternehmen Delenex Therapeutics hat mit DLX105 einen solchen Antikörper entwickelt, der zur Behandlung einer schweren Schuppenflechte geeignet sein könnte. Die Wissenschafter verglichen in zwei Studien mit Placebo und Zufallsauswahl der Patienten die Wirkung des Antikörpers in zwei Anwendungsformen: Als Injektion in die Haut oder als Verwendung per Gel zum Auftragen.

Bei der Injektion in die Haut zeigte sich ein Rückgang eines Psoriasis-Symptom-Index (PASI) um rund ein Drittel nach zwei Wochen. Die Injektion eines Scheinmedikamentes führte bloß zu einem Rückgang um zwölf Prozent. Beobachtet wurde auch eine Dämpfung der Werte an vielen anderen Entzündungsmarkern in der Haut.

Körpereigene Entzündungsbotenstoffe senken

Anschließend erprobten die Wissenschafter die zweimal tägliche Anwendung von DLX105 mit einem Gel auf die Haut. Dabei kam es zwar zu keinem Rückgang beim Psoriasis-Symptom-Index, doch die Werte der körpereigenen Entzündungsbotenstoffe in der Haut reduzierten sich. Der Effekt konnte bei den Patienten erhöht werden, indem man einmal wöchentlich die Hautschuppen entfernt.

Die Wissenschafter konnten erstmals zeigen, dass auch die oberflächliche (topische) Anwendung eines Anti-TNF-alpha-Antikörpers eine Wirkung bei schwerer Psoriasis haben dürfte. Eine lokale Anwendung der Antikörper sollte das Risiko für Nebenwirkungen einer solchen immunmodulatorischen Therapie verringern. TNF-alpha-Blocker wirken auch dämpfend auf die Immunabwehr, was die Patienten anfälliger für Infektionen machen kann. (APA, 12.1.2015)