Zwei dominante Buntbarsche (Neolamprologus pulcher) während einer aggressiven Begegnung. Die Fische geben sich bei Revierkämpfen recht angriffslustig – und schrecken auch nicht davor zurück, einen unvermittelt auftauchenden Raubfisch zu attackieren.

Foto: Dario Josi, IEE

Bern – Bei ihren Konkurrenzkämpfen riskieren "Prinzessinnen vom Tanganjikasee" so einiges: Fechten die afrikanischen Buntbarsche ihre Rivalitäten aus, achten sie kaum mehr auf herannahende Raubfische. Entdecken sie den Räuber zu spät, gehen sie gleich zum Angriff über, wie Schweizer Wissenschafter beobachtet nun haben.

Experten der Universität Bern, der University of Liverpool und der australischen James Cook University haben das Kampfverhalten des Buntbarsches "Prinzessin vom Tanganjikasee" (Neolamprologus pulcher) untersucht. Dabei stellten sie fest, dass Konkurrenzkämpfe sie geradezu übermütig machen: Nähert sich dabei ein Raubfisch, greifen sie diesen an, auch wenn er um ein Vielfaches größer ist.

Wie die Universität Bern am Dienstag mitteilte, wollten die Forschenden herausfinden, ob die Fische während Revierkämpfen noch ihre Umgebung im Auge behalten konnten. Dies sei überlebenswichtig, da sich jederzeit ein Räuber nähern könne.

In Aquarienversuchen beobachteten die Wissenschafter, dass Auseinandersetzungen mit Artgenossen tatsächlich von der Anwesenheit eines Räubers ablenkten. Waren die Buntbarsche allein, entdeckten sie den Raubfisch innerhalb weniger Sekunden (Video). Waren sie hingegen damit beschäftigt, ihr Territorium gegenüber Artgenossen zu verteidigen, entdeckten sie den Räuber erst viel später.

Attackieren statt verstecken

Auch die Reaktion auf den Räuber fiel in den beiden Fällen sehr unterschiedlich aus. Waren die Fische allein, versteckten sie sich vor dem Raubfisch. Waren sie aber beim Kampf mit Artgenossen durch den Räuber überrascht worden, attackierten sie diesen anstatt in Deckung zu gehen.

"Wenn die Fische den Räuber früh bemerken, ist es am besten, die Flucht zu ergreifen", sagte Barbara Taborsky von der Universität Bern. Entdeckten sie ihn jedoch später, sei eine Attacke des Räubers wahrscheinlich und aggressive Gegenwehr könne die Überlebenschance erhöhen. "Angriff als letzte Verteidigung, sozusagen."

Die Theorie, dass die aggressive Gegenwehr gegen Raubfische die Unaufmerksamkeit bei Revierkämpfen kompensiere, müsse aber noch durch Studien in freier Wildbahn belegt werden, so die Studienautoren. Die Ergebnisse erscheinen im Fachjournal "Animal Behaviour". (APA, red, 27.2.2016)