Elefanten haben kein Problem mit ihren Falten. Gut so, denn Anti-Falten-Cremes halten ohnehin nicht, was sie versprechen, wie ein aktueller Produkttest ergeben hat.

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Wien – "Ich bin stolz auf meine Falten. Sie sind das Leben in meinem Gesicht", hat die frühere französische Filmschauspielerin Brigitte Bardot einmal gesagt. Damit liegt sie nicht im Trend. Das Zauberwort der Kosmetikindustirie heißt: Anti-Aging. Die Werbeversprechen scheinen zu wirken: Einer repräsentativen Umfrage der Stiftung Warentest zufolge ist jede zweite Frau in Deutschland davon überzeugt, dass Anti-Falten-Cremes "das Leben im Gesicht" deutlich reduzieren oder vollkommen beseitigen können.

Die Konsumentenschützer machten nun die Probe aufs Exempel. Konkret wurden acht Produkte unter die Lupe genommen, die mit Slogans wie "glättet Falten sichtbar" oder "sichtbar reduzierte Falten in 14 Tagen" beworben werden.

Für den Test cremten sich 240 Frauen vier Wochen lang morgens und abends ein. Auf eine Gesichtshälfte wurde das Testprodukt aufgetragen, auf die andere eine herkömmliche Feuchtigkeitscreme. Jedes Produkt wurde demnach von 30 Frauen getestet. Vor und nach der Testphase fotografierten die Konsumentenschützer beide Gesichtshälften im selben Winkel und bei gleicher Beleuchtung. Bei der Beurteilung konzentrierten sich eine unabhängige Jury auf Ausschnitte der Augenpartien. Sie verglichen die Bilder, ohne zu wissen, welche vor und welche nach der Testphase aufgenommen worden waren und ob die Probandinnen das getestete Produkt oder die Feuchtigkeitscreme verwendet hatten.

Feuchtigkeitscreme reicht aus

Das Ergebnis: Keine einzige Creme schaffte es, Fältchen und Falten so zu glätten, dass mit bloßem Auge eine Verbesserung zu erkennen war. Bei einigen Frauen stellten die Experten zwar eine Verminderung der feinen Fältchen unter den Augen fest, bei manchen Probandinnen wurde die Hautalterung jedoch sichtbarer. Größtenteils zeigte sich nach vier Wochen überhaupt keine Veränderung. "Da alle Cremen bei der für sie ausgelobten Antifaltenwirkung versagten, blieb am Ende auch für alle Produkte nur das Testurteil 'nicht zufriedenstellend'", heißt es vonseiten der Stiftung Warentest.

Die Experten konstatierten außerdem: Teuer ist nicht automatisch besser. Ausgerechnet das teuerste Produkt im Test, Advanced Time Zone von Estée Lauder für 85 Euro, erhielt auch in punkto Feuchtigkeitsanreicherung eine schlechte Bewertung. Zwei Präparate (Lancaster und Nivea) erreichten hier sehr gute Ergebnisse. "Ein ähnliches Resultat kann jedoch – meist deutlich günstiger – mit einer klassischen Hautcreme ohne Anti-Aging-Effekt erzielt werden", relativieren die Konsumentenschützer.

"Viel Geld für praktisch nichts ausgeben"

Zusätzlich untersuchte Stiftung Warentest die Inhaltsstoffe der Anti-Falten-Cremes. Das Resultat deckt sich mit den Ergebnissen früherer Tests zu vergleichbaren Produkten, etwa zu Anti-Cellulite-Präparaten oder Cremen gegen Altersflecken: "Sie halten nicht, was die Werbung verspricht. Sie können es auch gar nicht, denn Produkte, die Falten wegcremen, Organgenhaut glätten oder Altersflecken zum Verschwinden bringen, müssten hochwirksame Chemikalien enthalten – sie wären verschreibungspflichtig", schreiben die Autoren des Berichts.

Das Fazit von Bernhard Matuschak von der Zeitschrift Konsument, wo das Testergebnis in der aktuellen Ausgabe veröffentlicht wird: "Wir wollen nicht wahrhaben, dass wir das viele Geld praktisch für nichts ausgeben. Deshalb lohnt es sich für die Hersteller, Wahnsinnssummen in PR-Kampagnen für bestimmte Produkte zu stecken. Sie führen professionell fort, was schon Ende des 16. Jahrhunderts funktionierte. Damals zogen fahrende Händler mit ihren Wägen durchs Land, priesen die sagenhafte Wirkung ihrer obskuren Tinkturen an und verhökerten sie für teures Geld – man nannte sie Quacksalber." (gueb, 24.2.2016)