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Sieht harmlos aus, ist es aber nicht: "Pink Viagra" verursacht häufig Schwindel, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erschöpfung. Alkohol verstärkt die abtörnende Wirkung.

Foto: Reuters/Sprout Pharmaceuticals

New York – Seit knapp einem halben Jahr gibt es sie: die Frauen-Lustpille Addyi. Wissenschafter haben nun in einer Metaanalyse die Wirkung des Medikaments unter die Lupe genommen. Das Fazit: wenig Nutzen, aber häufige Nebenwirkungen. Die Einnahme der Pille führe im Schnitt nur zu einer zusätzlichen befriedigenden sexuellen Erfahrung innerhalb von zwei Monaten, berichten die Forscher im Fachjournal "Jama Internal Medicine".

Die Wissenschafter aus Belgien und den Niederlanden werteten die Daten von fünf veröffentlichten und drei unveröffentlichten Studien aus, an denen insgesamt 5.914 Frauen teilgenommen hatten. "Die Analyse legt nahe, dass die von Flibanserin hervorgerufene Veränderung minimal ist", heißt es in der Publikation. Flibanserin ist der in Addyi enthaltene Wirkstoff, der Botenstoffe im Gehirn beeinflussen und so bei Frauen die sexuelle Lust verstärken soll.

Die Pille, die in den USA auch "Pink Viagra" und "Female Viagra" genannt wird, wirkt vollkommen anders als die blaue Tablette für Männer: Während die Männervariante den Blutfluss im Glied stimuliert, setzt Addyi an der Psyche an: Flibanserin wirkt sich auf sogenannte Neurotransmitter im Gehirn aus, die verantwortlich für sexuelle Lust und Unlust sind.

Alkohol verstärkt Nebenwirkungen

Durch den geringen Nutzen und die vielen Nebenwirkungen wie Schwindel, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erschöpfung dürfte vielen Frauen die Lust an dem Mittel ohnehin vergehen. Bevor "Pink Viagra" Patienten empfohlen werden könne, müsse es weitere Untersuchungen geben, fordern die Forscher. Außerdem müsse in Betracht gezogen werden, Addyi nur als Teil einer Behandlung anzuwenden, die beispielsweise auch Psychotherapie umfasse.

In den USA war Addyi im August zugelassen worden, seit Oktober befindet es sich auf dem Markt. Die Tablette muss täglich eingenommen werden. Alkohol sollte über die gesamte Einnahmedauer nicht konsumiert werden, weil die Nebenwirkungen dadurch noch verstärkt werden.

Addyi ist in den USA verschreibungspflichtig und nur nach Beratungsgesprächen bei geschulten Ärzten und Apothekern erhältlich. Der Preis liegt je nach Krankenkasse zwischen 30 und 75 Dollar (26 bis 66 Euro) pro Monat. Ob und wann ein Verkauf auch in Kontinentaleuropa angestrebt wird, ist nach Herstellerangaben noch unklar. (red, APA, dpa, 2.3.2016)