Sanfter Kern unter vollbärtiger Schale: Pablo Schreiber, John Krasinski, David Denman und Dominic Fumusa (v._li.) kämpfen in "13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi".

Foto: Paramount Pictures

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Zero Media

Wien – Michael Bay mag Soldaten. Klar, er mag auch kräftige Motoren und kalifornische Mädchen, am meisten schlägt sein Herz jedoch für jene harten Kerle, die bei den United States Armed Forces ihr Handwerk lernten. Echte Männer, die in ihren freien Minuten Autoreifen stemmen und wissen, wann man hart durchgreifen muss. Mit 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi setzt er ihnen ein grob gehauenes Denkmal.

Der Film basiert auf Mitchell Zuckoffs in Zusammenarbeit mit den involvierten Sicherheitskräften verfassten Bericht über den Anschlag auf die US-Vertretung im libyschen Bengasi. Am 11. September 2012 griffen islamische Terroristen zunächst das US-amerikanische Generalkonsulat und anschließend eine Anlage der CIA an. Botschafter J. Christopher Stevens, ein Mitarbeiter des Konsulats und zwei vom CIA angeheuerte Söldner fielen dem Angriff zum Opfer, die getöteten Angreifer blieben ungezählt. Wenn Bay auch bei diesen namenlosen Toten kurz verweilt und zeigt, wie sie von verschleierten Frauen beweint werden, ist dies die markanteste von 144 langen Minuten, sind die Aggressoren doch den ganzen Film über bloß eine anonyme Masse, deren genaue Motive im Dunkeln bleiben (wie übrigens auch das Versagen der US-Administration nur kurz und ohne die Nennung von Namen angerissen wird).

Freilich darf man sich auch von den Helden, sechs Kriegsveteranen im Sold des US-Geheimdienstes (im Vordergrund: John Krasinski und James Badge Dale), keine tiefergehenden Charakterzeichnungen erwarten. Kurze Videotelefonate mit ihren Familien reichen, um den sanften Kern unter der rauen und vollbärtigen Schale erkennbar zu machen.

Bedrohte Beschützer

Zweites Feindbild neben den fremden Invasoren sind die "studierten" Agenten der CIA, hier besonders in Gestalt des hasenfüßigen Chief Bob (David Costabile). Allein das knusprige Über-Haserl fehlt diesmal im typischen Figurenarsenal des Bubenkino-Regisseurs – wiewohl Bay auch in 13 Hours nicht mit seinem geliebten orangen Sonnenlicht spart, das Land und Leute überzieht, bevor es ans Eingemachte geht. Die einzige Frau, Agentin Sona Jillani (Alexia Barlier), kann sich zunächst gar nicht mit ihren Beschützern anfreunden, um dann, als sie ihnen schließlich in einer Feuerpause helfen will, prompt zu stolpern und sich das Knie aufzuschürfen.

Die ehemaligen Soldaten haben freilich andere Probleme: Nie wissend, wer in den Straßen Bengasis Freund, Feind oder Nachbar ist, müssen sie in allem eine mögliche Bedrohung sehen. Wie dieser düstere und leider reale Albtraum stellenweise spürbar gemacht wird, ist das einzige Interessante an diesem Film. (Dorian Waller, 4.3.2016)