Das Wiener Hotel Imperial wurde kürzlich um rund 70 Millionen Euro von Starwood an die Al-Habtoor-Gruppe aus Dubai verkauft.

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3,1 Milliarden Euro flossen im Vorjahr laut Zählung von Otto Immobilien in österreichische Gewerbeimmobilien – so viele wie noch nie zuvor, darin sind sich Otto und die restlichen großen Wiener Maklerhäuser einig.

Fast schon traditionellerweise gibt es bei den Zahlen immer kleinere bis größere Unterschiede. Dass Otto im Vergleich mit EHL (3,45 Mrd.), BAR (3,52 Mrd.) und CBRE (3,75 Mrd.) noch auf die niedrigste Zahl von allen kam, liegt laut Otto-Investmentmarktanalystin Martina Cerny unter anderem daran, dass man keine Wohnimmobilien und auch keine Grundstückstransaktionen in die Statistik aufnimmt.

Flucht in Immobilien

Das internationale Interesse an österreichischen Gewerbeimmobilien wird jedenfalls nicht abflauen, eher im Gegenteil, erwartet Cerny auch mit Blick auf die Mipim. Große Fonds hätten Österreich "auf der Einkaufsliste – das war nicht immer so", sagt die Analystin. Firmenchef Eugen Otto ergänzt: "Die Angst und die Unsicherheit an den Börsen treiben die Investoren in Immobilien. Je größer diese Unsicherheit, desto größer das Vertrauen in Immobilien."

60 Prozent der Investitionen des Vorjahres stammten aus Österreich, internationale Investoren waren vor allem für Großdeals jenseits der 100 Millionen Euro verantwortlich. Von diesen gab es im Vorjahr gleich acht.

Geld aus Asien

Vereinzelt spielen aber auch Österreicher in dieser Liga noch mit, wie etwa der Kauf des "Bergkristalls" am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof durch 6B47 um 115 Millionen Euro. In erster Linie ist diese Größenordnung aber für internationale Fonds ein Thema – immer mehr auch aus Asien.

Martin Weinbrenner, Bereichsleiter Gewerbeimmobilien bei Otto, weist darauf hin, dass internationale Investoren wie Corpus Sireo, Amundi Real Estate oder Dream Global 2015 erstmals in Österreich aktiv wurden. Auch aus diesem Grund sinken in Wien die Renditen, aktuell sind mit Top-Büroobjekten nur noch 4,40 Prozent an Verzinsung drinnen. Laut Cerny betrug die Preissteigerung in Wien seit 2010 rund 20 Prozent.

Bei Otto Immobilien rechnet man aber jedenfalls damit, dass bei den Investitionen auch heuer die drei Milliarden erreicht werden.

Rekordtief am Büromarkt

Ein Rekordtief hat hingegen der Wiener Büromarkt zu verzeichnen, mit heuer nur 48.000 Quadratmetern an Neuflächen. Nur ein einziges Projekt – "Telegraph 7" von JP Immobilien – wurde für Drittnutzer errichtet, alle anderen 2016 zu beziehenden Flächen wurden für Eigennutzer gebaut. Auch die 5700 m² des "Telegraph 7", die im Mai übergeben werden, sind mittlerweile voll vermietet.

Erst für 2017 ist die Projektpipeline gut gefüllt. Von den für heuer erwarteten 200.000 m² an Vermietungen (2015: 190.000 m²) dürfte deshalb "ein nicht unbedeutender Teil in Vorvermietungen gehen, die 2017 und 2018 fertiggestellt werden", sagt Otto-Büromarktexperte Alexander Fenzl. Er beobachtet eine starke Nachfrage nach Flächen insbesondere in der Inneren Stadt, der Leopoldstadt und der Donau-City im 22. Bezirk.

Alexander Bosak, Leiter der Otto-Analyseabteilung, sieht wegen der geringen Fertigstellungen ein "Verschieben der Verhandlungsmacht vom Mieter zum Vermieter". Er erwartet deshalb einen leichten Anstieg der Mieten. Zweitteuerster Wiener Bürostandort (hinter der City) ist mittlerweile der Hauptbahnhof, wo Neuflächen ab 14,50 Euro/m² im Monat kosten. Die Spitzenmieten für Top-Objekte in Top-Lagen ("Best of the Best" dürften heuer 25,75 Euro pro Quadratmeter erreichen. (Martin Putschögl, 8.3.2016)