Ein weiteres Problem des Klimawandels: Zecken fühlen sich auch in den Wintermonaten zunehmend wohl.

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Hohenheim – Es gibt saisonale Ratschläge, die quasi einem Naturgesetz gleichkommen. Einer lautet: "Mit dem Beginn der warmen Jahreszeit haben auch die Zecken wieder Hochsaison. Das Frühjahr ist daher die beste Zeit für eine Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)." Eine Untersuchung der Universität Hohenheim hat nun allerdings gezeigt, dass die Spinnentiere durch den Klimawandel fast ganzjährig aktiv sind. Konkret heißt das: Mit Zecken ist bereits ab Februar und bis in den Dezember hinein zu rechnen, wie Studienautorin Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim betont.

Seit 2014 kontrollieren Parasitologen rund 100 Gärten im Großraum Stuttgart regelmäßig auf das Vorkommen der Blutsauger. "Inzwischen können wir in 60 Prozent aller Gärten Zecken nachweisen – in Einzelfällen fanden wir in einer halben Stunde bis zu 800 Tiere", sagt Mackenstedt. Die Untersuchungen beschränken sich zwar auf den Raum Stuttgart, "wir können jedoch davon ausgehen, dass sich die Ergebnisse auch auf andere Städte übertragen lassen", so die Expertin.

Selbst an den Weihnachtsfeiertagen konnten die Forscher aktive Zecken aufspüren. "Wir sind es nicht gewohnt, in den ehemals kalten Monaten mit Zeckenstichen zu rechnen und schützen uns nicht entsprechend", warnt die Studienautorin.

Verbreitung durch Haus-, Wild- und Nagetiere

Auch in anderer Hinsicht würden sich viele Menschen in trügerischer Sicherheit wähnen – etwa im eigenen Garten. "Wer aus der Haustür tritt, steht im Lebensraum der Zecken", fasst Mackenstedt die Ergebnisse der laufenden Studie zusammen. Zur Überraschung der Wissenschafterin scheinen sich die Blutsauger in ganz unterschiedlichen Umgebungen wohlzufühlen: Angefangen vom verwilderten Garten am Waldrand bis zum akkurat gepflegten Stadtgarten. Faktoren wie ein naher Wald, Unterholz und hohes Gras begünstigen zwar große Zeckenpopulationen, sind aber keinesfalls Voraussetzung. "Selbst in kleinen und gepflegten Gärten in den Stadtaußengebieten waren die Zecken noch anzutreffen", so die Parasitologin.

"Wir haben insgesamt drei verschiedene Arten von Zecken gefunden. Eine davon wird vor allem durch Vögel verbreitet." Andere seien typisch für Wild- und Haustiere. "Man kann einen Garten nicht zeckenfrei halten. Einmal eingeschleppt, bilden sie stabile Populationen", ergänzt Mackenstedt.

Ein weiterer Befund der Studie: Die Tiere breiten sich nicht gleichmäßig in den Gärten aus, sondern beschränken sich mitunter auf extrem kleine Stellen: "In einem Garten fanden wir Zecken nur in einem kleinen Rosmarinstrauch." Die Autorin der Studie betont, dass der Mensch lernen müsse, mit Zecken zu leben: "Wir müssen akzeptieren, dass wir die Zecken nicht vollständig vermeiden können. Umso wichtiger ist es, sich entsprechend zu schützen." (red, 8.3.2016)