Es ist der Tag nach unserem Fotoshooting. Ein heißer Vormittag in West Hollywood. Der Garten des Lokals auf der Melrose Avenue ist noch menschenleer. Die Sängerin Mahaut Mondino trägt graue, enge Jeans, die bis in die Taille reichen, und ein ärmelloses Oberteil, das viel Haut zeigt.

Die 23-Jährige ist zurückhaltend und ihre Stimme auffällig zart. Ein paar Wochen davor konnte man sie im Troubadour Club, in dem Legenden wie Miles Davis, Johnny Cash und Willie Nelson, aber auch Leute wie Lana Del Ray und Sam Smith auftraten, auf der Bühne ganz anders erleben. Da war ihre Stimme tief und stark, ihre langsamen Tanzbewegungen sinnlich und selbstbewusst.

Der Sweater ist von Tommy Hilfiger Collection, Sonnenbrille und Schmuck privat.
Foto: Christian Anwander

STANDARD: Sie duften gut. Ist das L'Heure Bleue von Guerlain?

Mahaut Mondino: Ja! Wenn ich diesen Duft trage, fühle ich mich wie von einem samtig weichen Kleidungsstück umhüllt. Ich entdeckte dieses Parfum, als ich 15 Jahre alt war. Die Burschen in der Schule spotteten, dass ich wie ihre Großmutter rieche. Der Duft – er wurde 1912 kreiert – ist sehr eigenwillig und schwer für eine 15- Jährige, aber er ist mein Duft geblieben. Heute lieben ihn die Burschen.

STANDARD: Düfte haben auch in Ihrer Gesangskarriere eine Rolle gespielt ...

Mondino: Singen war immer schon mein Hobby, und ich nahm meine Lieder zum Spaß auf. Mein Vater sagte irgendwann: "Wir machen das jetzt professionell und verwenden es für einen Werbespot." So kam es dazu, dass ich für den Werbespot des Parfums Cacharel die Musik komponierte und auch sang.

STANDARD: Wie viele Parfum-Werbespots besangen Sie in Folge?

Mondino: Es waren vier für Cacharel und einer für Yves Saint Laurent. In Frankreich waren sie relativ erfolgreich.

Mahaut Mondino in einem Jumpsuit von Gabriela Cadena, die Schuhe sind von Steve Madden, und der Halsschmuck ist von Betsey Johnson.
Foto: Christian Anwander

STANDARD: Ihr Vater, Jean Baptist Mondino, ist Fotograf und Videoregisseur. In der Musik und Modeszene gilt er als Kultfigur und hat bei zahlreichen bahnbrechenden Musikvideos mit Madonna, Björk und Sting Regie geführt. Waren Sie oft am Set mit dabei?

Mondino: Das war ich, und ich reiste auch sehr viel mit meinen Eltern. Da meine Mutter Stylistin ist, arbeiteten meine Eltern oft gemeinsam für Modeshootings. Selbst in den Modestrecken meines Vaters gibt es immer eine Verbindung zur Musik. Zu Hause hörten wir viel R&B, Soul und Funk – Al Green, James Brown, Prince und Etta James. Musik und Mode sind sich ähnlich: Beide wollen mit verschiedenen Techniken Gefühle ausdrücken.

Meine Eltern nahmen mich auch zu Modeschauen mit, und ich liebte die Theatralik der Shows, die verschiedenen Haarstile und das Make-up. Ich schaute meiner Mutter zu, wie sie sich auf Fotoshootings vorbereitete und in Büchern und Magazinen recherchierte. Polaroids und Fotos lagen herum und mein Vater war stundenlang über Kontaktbögen gebeugt, die er sich mit einem Vergrößerungsglas anschaute. Ich war ständig von Bildern umgeben.

STANDARD: Sie und Ihr Management wollten schon vor unserem Shooting die verschiedenen Looks sehen und mitauswählen. Haben Sie ein gewisses Image von sich selbst im Kopf?

Mondino: Es geht mir nicht so sehr um ein Image, ich möchte aber meinem Stil treu bleiben. Ich weiß, was mir gefällt. Ich fühle mich wohl in der Modewelt, weil ich darin aufgewachsen bin, aber für Mode interessiere ich mich nicht sonderlich. Ich mag manche Marken, aber ich bin nicht modesüchtig. Viele meiner Lieblingsstücke finde ich auf Flohmärkten.

Das Federkleid ist von Vionnet, die Stilettos sind von Francesco Russo, die Söckchen von Darner.
Foto: Christian Anwander

STANDARD: Wann begannen Sie sich für Gesang zu interessieren?

Mondino: Mich faszinierten schon als Kind Sprachen und ihre Melodien und ich entwickelte einen starken Ehrgeiz, akzentfrei Englisch zu sprechen. Anfangs hörte ich mir immer nur Lieder an, die ich mochte und sang sie hunderte Male nach. Sängerin zu werden war ein lang gehegter Wunsch, den ich nicht zugeben wollte. Ich hatte Angst, dass Leute sagen würden, ich will nur berühmt werden. Manchmal frage ich mich auch heute noch: Tue ich das aus Eitelkeit?

STANDARD: Unterricht nahmen Sie nicht?

Mondino: Doch, mit 18 Jahren, nach dem ersten Spot, begann ich Gesangsunterricht zu nehmen. Es war anfangs schwierig, weil mir meine Schüchternheit im Weg stand. Meine größte Angst waren Live-Auftritte. Heute genieße ich sie.

STANDARD: Ihr Live-Auftritt im Troubadour war fantastisch. Von Schüchternheit – auch in Ihren Bewegungen – war wirklich keine Spur mehr zu sehen.

Mondino: Tanzen habe ich von den Frauen auf den Bahamas gelernt (lacht). Diese Frauen waren im Einklang mit ihrer Weiblich- und Sinnlichkeit. Ich schaute ihnen stundenlang zu, um dann zu Hause zu üben. Sie haben mich von der Engstirnigkeit der Modewelt in Paris befreit, in der ich aufwuchs. Dort muss man dünn sein, um sich schön zu finden.

Die Unterwäsche ist von La Perla, der Schmuck von Betsey Johnson.
Foto: Christian Anwander

STANDARD: Sie traten als Vorgruppe von Dave Stewart auf. Von ihm werden Sie auch gemanagt. Wie kam es dazu?

Mondino: Mein Vater und Dave arbeiteten zusammen und Dave sagte zu mir: "Wenn du einmal in Los Angeles bist, komm doch in meinem Studio vorbei." Das machte ich. Spaßhalber fingen wir an, an einem Lied zu arbeiten. Danach fragte er, ob er mich managen könnte. Das war vor einem Jahr.

STANDARD: Wie kann man sich Ihre Zusammenarbeit vorstellen?

Mondino: Wir arbeiten sehr unkonventionell. Ich arbeite ausschließlich zu Hause und alleine. Ich schreibe alle Lieder selbst. Da ich mit meiner Stimme gerne experimentiere, fühle ich mich im Studio auf Dauer zu sehr unter Druck gesetzt. Ich nehme meine Lieder zu Hause auf und schicke sie dann an Dave weiter. Er produziert darum herum und schickt sie mir wieder zurück. Ich höre sie mir an und arbeite sie wieder um und so weiter. So geht das hin und her.

STANDARD: Wann wird Ihr Album erscheinen?

Mondino: Eine Single wird im Mai veröffentlicht. Mein Album mit 15 Liedern kommt im Herbst heraus. Ich habe 20 fertige Lieder. Also bereits mehr als genug. (Cordula Reyer, RONDO Exklusiv, 23.3.2016)

Mahaut Mondino in einem Federkleid von Vionnet, Schuhen von Francesco Russo und Söckchen von Darner, fotografiert von Christian Anwander in Los Angeles.
Foto: Christian Anwander
Mondino in einer Lederjacke von OAK, der BH ist von La Perla, der Rock von Vionnet, die Schuhe sind von Casadei.
Foto: Christian Anwander
Leopardenshirt von BCBG, Hose von Carmella.
Foto: Christian Anwander
Das Kleid ist von Korovillas.
Foto: Christian Anwander