Schwindsucht wird Österreichs Bahngüterverkehr auch vom EU-Statistikamt Eurostat attestiert: Der nie wieder erreichte Höhepunkt war 2007 mit 53,9 Millionen Zugkilometern, seither pendelt das Volumen zwischen 40,55 und 40,9 Millionen Kilometern.

Wien – Auf den ersten Blick sieht es im alpenquerenden Schienengüterverkehr nach unaufhörlicher Steigerung aus. Von 1999 bis 2014 stieg die über Europas Alpen transportierte Gütermenge um 19 Prozent auf 66,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Was die im Auftrag der EU-Kommission (Generaldirektion Verkehr) von Sigmaplan, W. Fusseis und Interface Transport erstellte Erhebung allerdings auch besagt: Seit 2007 geht der Alpenbahngüterverkehr insgesamt zurück (um drei Prozent auf 66,5 Millionen Tonnen im Jahr 2014), das Transportvolumen kam nach der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht mehr zurück.

Nach Passübergängen gegliedert fällt die Betrachtung sehr differenziert aus. Weit abgeschlagen sind Ventimigla und Mont Cenis. Die über die beiden Passübergänge von Frankreich nach Italien transportierten Gütermengen nahmen beträchtlich ab, von 1999 bis 2014 um 62 beziehungsweise 61 Prozent.

Schoberpass-Verbindung stagniert

In der Schweiz hingegen sind die Bahngütermengen über die Alpen im selben Zeitraum um 42 Prozent gestiegen, wobei die Zunahme am Gotthard marginal war (plus fünf Prozent). Fast eine Verdreifachung verzeichnete hingegen der Simplon, was auf die Inbetriebnahme des Lötschbergtunnels und Ausbauarbeiten südlich des Simplontunnels zurückzuführen sei. Das habe Kapazitäten erhöht und die Produktionsbedingungen verbessert, heißt es.

Von Steigerungen wie auf der Simplonachse ist Österreich, wo zeitgleich an Brenner-, Koralm- und Semmeringbasistunnel gebaut wird, weit entfernt. Wohl stiegen seit 1999 die Gütermengen auf allen wichtigen Schienenübergängen, aber bei weitem nicht in schweizerischer Dimension: plus 19 Prozent am Semmering, plus 44 Prozent am Brenner und um 63 Prozent am Tauern (seit der Kapazitätsausweitung im Jahr 2011). Die Schoberpass-Verbindung hingegen stagnierte, was auf die Verlagerung der internationalen Transporte auf den Donaukorridor zurückzuführen sei, die dank kürzerer Wartezeiten für Balkantransporte attraktiver sei.

Wenig Grund zu Optimismus

So erfreulich die Gesamtmengen im alpenquerenden Güterverkehr in den vergangenen 15 Jahren, so wenig Grund zu Optimismus gibt eine detaillierte Auswertung der Warenmengen pro Alpenübergang im Jahr 2014. Die Transporte über Ventimiglia brachen um ein Fünftel ein, jene über den Semmering um 6,9 Prozent und über den Wechsel wurden um 9,6 Prozent weniger Güter auf der Schiene transportiert.

Brenner, Mont Cenis und Schoberpass hingegen verzeichneten nur geringfügige Änderungen (zwischen minus 1,5 Pozent und plus 1,9 Prozent), während die Gütermengen auf der Tauernachse um 15,2 Prozent zunahmen. Selbiges ist laut Studie neuen Angeboten von München und Frankfurt nach Triest geschuldet: Anbieter Kombiverkehr führt pro Monat rund 50 Züge (unbegleiteter Kombiverkehr) nach Triest. Auf der Siegerstraße sind Simplon und Gotthard, sie verzeichneten Zuwächse um 3,3 und 3,6 Prozent. (Luise Ungerboeck, 22.3.2016)