Die Karte illustriert, wo und in welchem Ausmaß Denisova-Gene in heutigen Genomen eine Rolle spielen.

Illu.: Sankararaman et al./Current Biology 2016

Leipzig/Wien – Die DNA lieferte die Beweise: Seit kurzem erst ist klar, dass unsere Vorfahren nach dem Verlassen Afrikas den einen oder anderen Seitensprung mit Neandertalern gewagt haben. Doch das war noch nicht alles: Auch Sex mit Denisova-Menschen, die etwa zur gleichen Zeit wie die Neandertaler lebten, hat Spuren im Erbgut heutiger Menschen hinterlassen.

Ähnlich turbulent wie das Sexualleben unserer Vorfahren gestalten sich nun auch die Analysen dieser Folgen in der DNA heute lebender Menschen. Forscher um Benjamin Vernot behaupteten erst vor knapp zwei Wochen im Fachblatt "Science", dass die Vermischung mit Denisova-Menschen sich vor allem in der DNA von heutigen Bewohnern Papua-Neuguineas zeigen würde. Diese würden zwischen 1,9 und 3,4 Prozent ihrer DNA dem rätselhaften sibirischen Vormenschen verdanken. Ansonsten sei bei den heute lebenden Menschen – mit Ausnahme der Afrikaner – der Anteil der Neandertaler-DNA mit rund zwei Prozent größer.

Spuren der Denisova-DNA

Ein Team um David Reich (Harvard) kommt nun nach Vergleichen von mehr als 250 Genomen von Menschen 120 nichtafrikanischer Populationen zu einem etwas anderen Ergebnis mit weniger Neandertaler- und mehr Denisova-Genfluss. Dessen Anteil an der DNA von Bewohnern Papua-Neuguineas und anderen Melanesiern könnte bis zu fünf Prozent betragen. Größer sei aber auch das Denisova-Erbe bei den Südasiaten, schreiben Reich und Kollegen im Fachmagazin "Current Biology". Zudem kommen die Forscher zum Schluss, dass der Sex mit den Denisova-Menschen erst rund 100 Generationen nach dem mit den Neandertalern stattfand. (tasch, 30.3.2016)