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Je kleiner die angegebe Portionsgröße, desto eher wird das Produkt gekauft, kritisieren Wissenschafter der Uni Göttingen. Im abgebildeten Supermarkt war das sicher nicht der Fall – er war nur eine Kulisse für Lagerfelds Chanel-Schau bei der Paris Fashion Week im Frühjahr 2014.

Foto: Reuters/BENOIT TESSIER

Göttingen – Ab dem 13. Dezember müssen Nährwertangaben zu Lebensmitteln auf der Rückseite der Verpackung angeführt werden. Konkret: Brennwert (Kalorien), gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate sowie die Menge an Zucker, Eiweiß und Salz.

Zusätzlich zur vorgeschriebenen Nährwerttabelle können Lebensmittelhersteller auf der Vorderseite der Verpackung freiwillige Angaben auf Basis von Portionsgrößen machen – an einem Platz, der für Konsumenten deutlich sichtbarer ist.

Wissenschafter der Universität Göttingen haben nun herausgefunden, dass Produkte, die kleinere Portionsgrößen verwenden, verstärkt gekauft werden. Für ihre Studie werteten die Forscher die Daten von mehr als 1.500 Supermärkten in Großbritannien über einen Zeitraum von zwei Jahren aus. Während dieser Zeit setzten die Hersteller auch die freiwillige Nährwertangabe auf der Vorderseite der Produkte um.

Forscher sprechen von "bewusster Manipulation"

Die Analyse der Konsumentenforscher zeigte: Je niedriger die Angabe der Portionsgröße als Basis für Nährwertangaben, desto größer der Anstieg des Absatzvolumens nach der Einführung der Kennzeichnung. "Viele Konsumenten bewerten ein Produkt offenbar ausschließlich nach der angegebenen Kalorienzahl oder anderen Nährwerten und ignorieren dabei die Vergleichsbasis pro Portion", interpretiert Studienleiter Ossama Elshiewy das Ergebnis. Seine Schlussfolgerung: Die freiwilligen Angaben dienen weniger der Aufklärung, sondern vielmehr der Vermarktung der Produkte.

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass kleinere Portionsangaben die Verbraucher, die Nährwertinformationen als Richtlinie nutzen, in die Irre führen können und somit für diese Gruppe eine Gefahr in Bezug auf ihre Ernährungsgewohnheiten darstellen", ergänzt Elshiewy. Ein weiteres Ergebnis: Kleinere Portionsangaben werden tendenziell eher bei ungesünderen Produkten gemacht.

Die Studienautoren fordern nun eine Standardisierung bei der freiwilligen Nährwertangabe nach Portionsgrößen. Denn: "Insbesondere Kennzeichen auf freiwilliger Basis können zur bewussten Manipulation der wahrgenommenen Kalorienmenge eingesetzt werden und sollten daher nicht mit verpflichtenden Nährwertangaben verwechselt werden." (red, 5.4.2016)