Paul Le Roux: Vom talentierten Schüler, zum Verschlüsselungsexperten und später dann Drogenboss.

Foto: Atavist Magazin

Ein begabter Programmierer, der sich über die Jahre zu einem brutalen Drogen- und Waffenhändler entwickelt. Was zunächst wie ein Substrat für einen etwas übertriebenen Hollywood-Streifen klingt, soll tatsächlich Realität sein. Wie das Atavist Magazin für eine Artikelreihe recherchiert hat, verbindet Paul Le Roux all dieses Dinge in einer Person.

E4M

Der 1972 in Simbabwe geborene Le Roux begann sich bereits in den frühen Achtziger Jahren mit Computern zu beschäftigen, dabei entwickelt er schnell großes Talent im Programmierern. Öffentlich trat er erstmals Ende der Neunziger Jahr in Erscheinung und zwar mit einem Programm namens "Encryption for the Masses" (E4M), das in der Newsgroup alt.security.scramdisk präsentierte. Das Open-Source-Programm war zur Verschlüsselung von einzelnen Dateien aber auch von ganzen Festplatten gedacht.

Privatsphäre

In einer Art Manifest betonte Le Roux zu einem Zeitpunkt, als Verschlüsselung für die breite Masse noch lange kein Thema war, deren Wichtigkeit für die Privatsphäre. Starke Verschlüsselung sei jener Mechanismus, mit dem man staatliche Eingriffe bekämpfen, und so die Rechte der Menschen schützen könne, schrieb der Entwickler damals.

Drivecrypt

E4M fand regen Zuspruch, wodurch Le Roux wiederum die Aufmerksamkeit des Softwareherstellers Securstar errang, der ihn im Jahr 2001 anstellte, um die eigene Verschlüsselungssoftware Drivecrypt voranzutreiben. Doch Le Roux machte dort einen entscheidenden Fehler: Er übernahm einiges des für Drivecrypt entwickelten Codes in E4M, seine Arbeitgeber bemerkten dies und feuerten ihn schon im Folgejahr.

Truecrypt-Basis

Danach verschwand der Entwickler von der Bildfläche, E4M lebte aber weiter. Es wurde zur Basis der viel genutzten Festplattenverschlüsselungssoftware Truecrypt. In welchem Ausmaß Le Roux in den folgenden Jahren an der Truecrypt-Entwicklung beteiligt war, ist dabei nicht bekannt, immerhin blieben die Entwickler der Software bis zuletzt anonym. Allerdings gibt es dem Bericht zufolge einige Hinweise, dass er auch in den Folgejahren noch rund um die Software aktiv war. Auffällig ist auch, dass die Entwicklung von Truecrypt just dann eingestellt wurde, als Le Roux im Jahr 2014 endgültig von der Bildfläche verschwand.

Kriminelles Imperium

Wofür er verhaftet wurde, zeigt dann erst, welchen Aktivitäten er in den Jahren ab 2002 den Großteil seiner Aufmerksamkeit gewidmet hat: Le Roux hatte zunächst mit einem Online-Medikamentenhandel begonnen, um über die Jahre seine Aktivitäten auf Drogenhandel, Waffenschmuggel und Auftragsmorde auszudehnen. Dazu hatte er unter anderem eine zweihundert Personen starke paramilitärische Miliz in Somalia aufgebaut. Das Anfang vom Ende seines Imperiums war ein schlecht durchgeführter Mord an der Immobilienmaklerin Catherine Lee, die offenbar einen Fehler bei einem Deal mit Le Roux gemacht hatte. Auch eine mit Kokain im Millionenwert gesunkene Yacht zog das Interesse der Behörden auf ihn, schlussendlich wurde er im Mai 2012 von der US-Drogenbehörde DEA verhaftet.

Verschwunden

Sein Gefangenschaft dauerte allerdings nicht all zu lange, Le Roux soll laut Medienberichten bereits im September 2013 wieder entlassen worden sein. Es war ihm gelungen eine Deal mit den US-Behörden auszuverhandeln, für seine Informationen über ehemalige Geschäftspartner erhielt er eine massive Strafminderung. Wo er sich derzeit aufhält, ist insofern unbekannt, klar ist nur, dass ausgerechnet der Unterweltboss Le Roux auch eine entscheidende Rolle zum Schutz vieler Computersystem gespielt hat. (red, 3.4.2016)