15 geografisch geschützte Ursprungsbezeichnungen gibt es derzeit in Österreich, vom steirischen Kren über die Wachauer Marille.

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Wien – Die Vermarktung regionaler österreichischer Lebensmittel wird auf neue Beine gestellt. Das für Konsumenten mittlerweile undurchsichtige Dickicht an Zertifizierungen, Richtlinien und Gütesiegeln soll durchforstet werden, die Förderungen werden quer durchs Land neu verteilt. Wie DER STANDARD berichtete, erledigt den Job, der einiges Potenzial zum Anecken birgt, die Ama Marketing gemeinsam mit der Fairify GmbH, der Wiener Beratungsfirma von Werner Lampert. Der Biopionier arbeitet seit Jahren für den Lebensmitteldiskonter Hofer. Seit Montag ist das neue Netzwerk Kulinarik offiziell.

Lamperts Engagement hatte bei Handelsketten wie Rewe, die sich um die Unabhängigkeit der Initiative sorgen, jüngst wieder zur Krisensitzung geführt, berichten Involvierte. Darauf angesprochen, betont Lampert, keine Rolle in dem Netzwerk zu spielen. Mit allen Aufgaben sei der Geschäftsführer Thomas Müller betraut. Der Oberösterreicher arbeitete in der Regionalentwicklung.

10,5 Millionen Euro bis 2022

Das Netzwerk agiere völlig wettbewerbsneutral, versichert Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP). Neben einer unabhängigen Geschäftsführung beziehe eine Begleitgruppe auch Vertreter der Handelskonzerne ein. 10,5 Millionen Euro stehen bis 2022 zur Verfügung – mit der Option, um sieben Millionen aufzustocken. Es sind Gelder aus Mitteln der ländlichen Entwicklung, die nach einem neuen Verteilungsschlüssel regionalen Akteuren der Lebensmittelbranche zufließen werden.

"Es wird kein Massenbeschäftigungsprogramm", sagt Netzwerk-Geschäftsführer Müller. Die neue gesamtösterreichische Strategie, die Bauern und Direktvermarkter ebenso integriere wie Verarbeiter, Gastronomen, Touristiker und Händler, werde im Frühherbst vorliegen. Ihr Ziel ist es, die knapper werdenden Förderungen effizienter einzusetzen, Kulinarik-Initiativen national und international sichtbarer zu machen und damit letztlich die gesamte Wertschöpfungskette zu verbessern.

"TTIP ist ein totes Pferd"

"Ein Prozent mehr heimischer Konsum bringt tausend zusätzliche Arbeitsplätze", meint Rupprechter. Er erwartet sich zudem einen Ausbau der geografisch geschützten Ursprungsbezeichnungen. 15 gibt es derzeit in Österreich, vom steirischen Kren über die Wachauer Marille bis zum Tiroler Bergkäse. Kritiker des US-EU-Freihandelsabkommens warnen, dass TTIP diese auf drei dezimiert. Wie das mit den Plänen des Netzwerks Kulinarik zusammenpasst? Rupprechter: "TTIP ist ein totes Pferd, das man nicht mehr sattelt." (Verena Kainrath, 18.4.2016)