Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hat laut Studie einzig und allein die Stabilität innerhalb der Familie – nicht aber das biologische Geschlecht der Erziehungsberechtigten.

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Dass Kinder mit zwei Müttern oder zwei Vätern aufwachsen, ist immer noch die Ausnahme von der Regel. Doch auch in Österreich wird dieser Fall häufiger – vor allem, seit gleichgeschlechtliche Partnerinnen oder Partner auch hierzulande Stiefkinder adoptieren dürfen.

Die reale Entwicklung hin zu mehr sogenannten Regenbogenfamilien wird begleitet von einer hitzigen Diskussion darüber, ob Kinder Vater und Mutter brauchen. Die Arbeit niederländischer und US-amerikanischer Wissenschafter leistet nun einen sachlichen Beitrag zu dieser Diskussion: So haben der Verhaltensforscher Henry Bos von der Universität Amsterdam und die Psychiaterin Nanette Gartrell von der UCLA School of Law in Los Angeles herausgefunden, dass Kinder aus gleichgeschlechtlichen Partnerschaften keinerlei Nachteile gegenüber Kindern aus "traditionellen" Familien erfahren – wenn in beiden Settings emotionale Stabilität innerhalb der Familie gegeben ist.

Stabilität hat Einfluss

So sei der gesundheitliche und emotionale Zustand von Kindern aus stabilen Regenbogenfamilien nicht schlechter als der von Kindern aus stabilen "Normfamilien", schreiben die Forscher im "Journal of Development & Behavioral Pediatrics". Die Kinder weisen den Wissenschaftern zufolge auch nicht mehr Lernschwierigkeiten auf und können emotionale Herausforderungen nicht weniger gut meistern. Einfluss auf die Entwicklung des Kindes habe einzig und allein die Stabilität innerhalb der Familie – nicht aber das biologische Geschlecht der Erziehungsberechtigten.

Die Forscher hatten jeweils 95 Haushalte, in denen zwei Frauen Kinder aufziehen, und 95 Familien mit gegengeschlechtlichen Partnern in ihre Studie einbezogen. Bei der Untersuchung der Familien im Detail zeigte sich, dass die gleichgeschlechtlichen Partnerinnen mit Kindern häufiger über Erziehungsstress berichteten. Dieser Stress hat laut Studienleiter Bos zwar keinen negativen Einfluss auf die Kinder, sein Ursprung sollte aber dennoch untersucht werden. Er vermutet, dass dieser von den Müttern wahrgenommene subjektive Stress dadurch ausgelöst wird, dass viele Menschen Regenbogenfamilien skeptisch gegenübertreten.

Gute Beziehung

Unabhängig vom Geschlecht der Eltern beziehungsweise der Erziehungsberechtigten zeigte sich folgender Zusammenhang: Je besser die Beziehung zwischen den Eltern oder Erziehungsberechtigten und ihren Kindern war, desto gesünder waren die Kinder, desto höher ihre emotionale Stabilität und desto besser ihre Lernerfolge. Die aktuelle Studie reiht sich ein in bereits bestehende Forschungen, die mehrheitlich zeigen, dass Kinder, die bei "zwei Müttern" oder "zwei Vätern" aufwachsen, durch diese Familienkonstellation per se keine Entwicklungs- oder emotionalen Defizite erfahren. (lima, 20.4.2016)