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Mit Amazon Basics und anderen Eigenmarken schnappt sich Amazon zunehmend das Geschäft seiner Anbieter.

Im Laufe der Zeit hat sich Amazon von einem Buchhändler zum weltgrößten Online-Versandhaus für Waren aller Art verwandelt. Hunderttausende Anbieter nutzen das Portal auch weltweit, um ihre Waren feilzubieten.

2009 hat Amazon das Label Amazon Basics eingeführt und mischt seitdem auch selber mit. Es handelt sich um ein Äquivalent zu günstigen Eigenmarken, wie man sie etwa aus Supermärkten (S-Budget, Clever, etc.) kennt. Mit diesem, so berichtet Bloomberg, verdrängt der Konzern mittlerweile zunehmend die eigenen Händler.

Starke Verbreiterung der Produktpalette

Am Anfang beschränkte sich das "Basics"-Sortiment auf einfaches Bürozubehör – etwa USB-Kabel oder DVD-Rohlinge. Mittlerweile hat sich die Produktpalette stark verbreitert. Zudem pflegt Amazon mittlerweile zahlreiche Eigenmarken. In den USA sind es alleine sieben Brands, unter denen Amazon verschiedene Kleidungsstücke anbietet.

Um zu eruieren, welches Produkt man als nächstes selber anbieten möchte, analysiert der E-Commerce-Riese offenbar umfassend die Verkäufe, die auf seinen Portalen getätigt werden. Die Strategie geht offenbar auf. 96 Prozent aller Amazon Basics-Produkte im US-Store haben laut den Analysten der E-Commerce-Beratungsfirma Skubana eine Bewertung von 3,5 (von fünf) Sternen oder mehr. Angebote, die längerfristig niedriger abschneiden, seien hingegen verdammt zu scheitern.

Der Laptopständer von Amazon Basics taucht selbst bei einer gezielten Suche gleich unter dem originalen mStand auf.
Foto: Screenshot

Der geklonte Laptopständer

Als Beispiel für Amazons Strategie nennt Bloomberg den Fall eines Laptopständers. Der "mStand" des kleinen Designerstudios Rain Design hat sich seit seiner Platzierung auf Amazon 2004 gut verkauft und wird von den Kunden geschätzt. Fast 2.500 Bewertungen für das 43 Dollar kostende Accessoire sind eingegangen, der Schnitt liegt bei stolzen fünf Sternen.

Vergangenen Juli brachte Amazon unter seiner "Basics"-Marke ebenfalls einen Laptopständer auf den Markt, der in Gestaltung und Funktion starke Ähnlichkeiten zum Produkt von Rain Design aufweist. Er kostet allerdings nicht einmal die Hälfte und taucht selbst bei der Eingabe des Suchbegriffes "mstand" direkt unter dem Original auf. Seitdem, so heißt es vom Hersteller, seien die Verkäufe des mStand stark zurückgegangen. Man könne allerdings nichts dagegen tun, weil Amazons Konkurrenzprodukt kein Patent verletze.

"Sie sind Datenwissenschaftler", sagt Skubana-Chef Chad Rubin über Amazon. "Sie wissen, was die Kunden wollen und saugen es einfach auf." Nichtsdestotrotz rät er seinen Klienten, ihre Waren auch bei Amazon feilzubieten, den Online-Händler aber auch als potenziellen Konkurrenten zu betrachten.

Auch große Marken betroffen

Amazon bringt nicht nur eigene Versionen der Produkte kleiner Hersteller, die sich potenziell schlechter wehren können, auf den Markt, sondern nimmt es auch mit bekannten Marken auf. Ursprünglich pflegte das Unternehmen etwa eine Partnerschaft mit Modelabels wie Gap oder Nordstrom.

Seit diese jedoch auf eigene Online-Shops setzen, hat Amazon seine eigenen Kleidungsmarken ins Spiel gebracht. Kunden finden nun alternative Produkte von Lark & Ro, Franklin & Freeman und anderen Hausmarken, die auf den ersten Blick als solche nicht erkennbar sind.

Hohe Marktmacht

Die Bedrohung für größere Labels ist dabei nicht zu unterschätzen, denn Amazon verfügt mittlerweile über enorme Marktmacht. In einer von BloomReach durchgeführten Umfrage unter 2.000 US-Konsumenten gaben 44 Prozent der Befragten an, ihre Online-Suche nach einem Produkt direkt auf der Amazon-Website zu beginnen. Google und andere Suchmaschinen liegen mit 34 Prozent klar dahinter. (gpi, 21.04.2016)