Bis Ende Juni kann man noch mit dem Motorboot am Traun- und Wolfgangsee ins Restaurant fahren. Danach beginnt eine zweimonatige Sommersperre.

Foto: Traunseehotels, Christof Wagner
Foto: Marina Wien

Wer an Bord eines Bootes durch unseemännisches Verhalten auffällt, den wird man kein zweites Mal auf sein Schinakl lassen. Neben den klassischen Verhaltensregeln, wie dem Ausziehen der Straßenschuhe, ist es unerlässlich, mindestens Back- und Steuerbord zu kennen. Schließlich will man wissen, auf welcher Seite das nächstgelegene Restaurant liegt.

Möglichkeiten, sein Motorboot vor einem Lokal festzumachen, gibt es auf heimischen Gewässern zur Genüge. Auch wenn manchmal die Qualität der Speisen, der rurale Charme der Bedienung und das in die Jahre gekommene Interieur den Blick aufs Wasser trüben. Es gibt besuchbare Restaurants, die sowohl mit Seezugang als auch mit Küche punkten.

Vor der Haustür anlegen

Einer der bekanntesten auf dem Seeweg erreichbaren Fine-Dining-Läden ist das Seerestaurant Saag in Techelsberg am Wörthersee. In der Küche des Restaurants, dem ein Beachclub angeschlossen ist, steht Drei-Hauben-Koch Hubert Wallner. Seit sechs Jahren hat der gebürtige Niederösterreicher das Glück, nur wenige Schritte vom See entfernt zu kochen.

Damit teilt Wallner einen der Vorzüge, die auch Lukas Nagl, Zwei-Hauben-Koch im Bootshaus am Traunsee, zuteil werden. Der Küchenchef ist vor allem für seine Süßwassermuscheln bekannt, die er Gästen am Wasser kredenzt. Während man in vielen Seerestaurants köstliche Fischgerichte bekommt, gibt es nur im Traunsee die seltenen Riedlinge. Sowohl im Restaurant Saag als auch im Bootshaus kann man mit seinem Motorboot direkt vor der Haustür anlegen.

Strom am See

Besitzer eines elektrisch betriebenen Boots dürfen auch am Neusiedler See Gas geben. So kommen sie in den Genuss, das Haus im See von Barbara Eselböck und Spitzenkoch Alain Weissgerber auf der ungarischen Seite des Sees mit dem eigenen Boot anzusteuern. Hier findet man, neben dem Selfie-postenden Hipster und der ruhesuchenden Business-Mutti, vor allem ein unglaublich tolles Panorama und frisch Gegrilltes.

Aber auch weniger exponierte und gehypte Restaurants am Wasser erfreuen sich bei Motorbootfahrern großer Beliebtheit. Manchmal will man sich eben nicht überlegen, welche Boat-Shoes zur weißen Chino und dem maritimen Polo passen. Oft möchte man einfach in Badeshorts ungezwungen gut essen gehen.

Völlig unprätentiös geht es im Fischerstüble in Fußach am Bodensee zu. Im Restaurant mit Anlegeplatz kredenzt der Küchenchef unter anderem Bodenseefelchen, Gäste sitzen, statt auf Lounge-Möbeln, auf Heurigenbänken. Die Motorboote hinter der Hecke spielen eine untergeordnete Rolle.

Nicht nur am See, auch auf sogenannten Wasserstraßen, gibt es Möglichkeiten, mit dem Boot an vernünftiges Essen zu kommen. Der geübte Kapitän legt gegen die Donauströmung, direkt vor dem Restaurant der Marina Wien, an. Hier kann man sich mit Blick auf die vorbeifahrenden Schiffe stärken, bevor wieder der Gashebel des eigenen Benzinfressers gedrückt wird.

Eines haben alle Restaurants am Wasser gemein: Als Bootsbesitzer genießt man dieses besondere Gefühl der Exklusivität. Gäbe es da nicht die vielen anderen Gäste, die auf dem Landweg kommen. (Alex Stranig, RONDO, 7.5.2016)

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