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Wird zu oft Ware retourniert, greift Amazon mitunter zur Kontoschließlung. Wie viel allerdings zu viel ist, verrät der Händler nicht.

Foto: Reuters

Viele Menschen bestellen regelmäßig im Internet. Der Onlinehändler Amazon ist dabei oft eine Anlaufstelle. In den USA hat das Portal mittlerweile klassische Suchmaschinen hinter sich gelassen, wenn es um Suchanfragen nach konkreten Produkten geht.

Die Marktmacht des Unternehmens wird aber von vielen kritisch beäugt. Ein aktueller Fall zeigt, dass der Konzern in puncto Transparenz möglicherweise Nachholbedarf hat. Denn Amazon hat die zwei Kundenkonten eines deutschen Ehepaars gesperrt, weil offenbar zu oft von der Rücksendemöglichkeit Gebrauch gemacht wurde.

Kunde seit dem Jahr 2000

Der Berliner Uwe R. Ist nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2000 Kunde bei Amazon und hat dort seither Waren aller Art bestellt. Neben Elektronik unter anderem auch Kleidung, berichtet der "Express". Defektes oder Unpassendes wurde retourniert. Per Gesetz steht dem Kunden auch auf funktionstüchtige Ware ein Rückgaberecht von zwei Wochen zu. Amazon ermöglicht den kostenlosen Rückversand und nimmt Artikel sogar innerhalb einer Frist von 30 Tagen wieder zurück.

Nach Ansicht des Händlers hat R. allerdings zu oft von der Rückgabemöglichkeit Gebrauch gemacht. Wegen der "außergewöhnlich hohen Anzahl" an Retouren drohte Amazon mit der Schließung seines Kundenkontos, die etwas später auch "mit sofortiger Wirkung" erfolgte.

Häufige Kleiderretouren

Missbrauch, etwa durch die Rücksendung von durch Eigenverschulden zerstörter Ware, habe er nicht betrieben, erklärt R. Er hat aber eine Theorie bezüglich des Problems. Als Vater von fünf Kindern bestellte er Kleidung in verschiedenen Größen und schickte zurück, was seinem Nachwuchs nicht passte.

Es bleibt allerdings bei der Vermutung, denn konkrete Angaben darüber, an welchen Rücksendungen sich Amazon stört und wie viele Retouren "zu viel" sind, erhielt man von Amazon nicht.

Wenig auskunftsfreudig

Gegenüber Golem gab sich der Händler ebenfalls kryptisch. Verschiedene "elementare Kriterien" müssten übereinstimmen, damit man "berechtigte Gründe für eine Kontoschließung" sehe. Zum Einzelfall gibt man aus "Datenschutzgründen" keine Auskunft. Der Fall, so eine weitere Auskunft gegenüber dem "Express", solle aber noch einmal geprüft werden.

R. vertritt die Ansicht, dass er als Prime-Kunde mit seinem Jahresbeitrag von 49 Euro einen Teil des Rückversands ohnehin bereits abgedeckt habe, und ist empört darüber, dass Amazon auch das Konto seiner Frau geschlossen hat. Er spricht von "Sippenhaft".

Experten und Konsumentenschützer sehen ein derartiges Verhalten bei Onlinehändlern kritisch. Denn durch solche Maßnahmen könnte letztlich Druck auf Kunden ausgeübt werden, auf den Gebrauch ihres gesetzlich verbrieften Rückgaberechts zu verzichten. (gpi, 3.5.2016)