Die Kinderschutzeinrichtung Möwe betreut Kinder, Jugendliche und deren Bezugspersonen bei Erfahrungen mit Gewalt und sexuellem Missbrauch.

Foto: Standard/Robert Newald

Seit dem Fall des zehnjährigen Jungen, der im Dezember 2015 in einem Wiener Hallenbad vergewaltigt wurde, wird das Thema wieder viel diskutiert. Die Kinderschutzorganisation Möwe betreut den Jungen und informiert darüber, wie man bei einem Verdacht vorgeht und wie man sich gegenüber betroffenen Kindern und Jugendlichen verhalten soll.

Symptome von Gewalt

Kinder und Jugendliche sprechen meist nicht direkt über Gewalterlebnisse oder sexuellen Missbrauch. Zum einen, weil sie je nach Alter das Passierte nicht einordnen und verstehen können. Oft werden sie manipuliert und können nicht einschätzen, was sein darf und was nicht. Zum anderen spielen auch Angst, Scham und Loyalitätskonflikte eine Rolle. Dazu fühlen sich Kinder und Jugendliche möglicherweise ohnmächtig und haben das Gefühl, es würde ihnen niemand glauben.

Aber: Betroffene Kinder senden Signale. Diese Anzeichen sind je nach Alter unterschiedlich. Während kleinere Kinder von Ängsten, Albträumen und Entwicklungsstörungen gequält werden, können sich Gewalterfahrungen bei älteren Kindern durch aggressives, hyperaktives sowie sexualisiertes Verhalten äußern. Jugendliche machen durch Selbstverletzungen, Drogenkonsum oder sozialen Rückzug auf ihre Not aufmerksam.

Im Verdachtsfall

Die Kinderschutzorganisation Möwe empfiehlt sowohl bei einem vagen als auch einem konkreten Verdacht, Kontakt mit einer Beratungseinrichtung aufzunehmen und professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Kinderschutzeinrichtungen beraten anonym und kostenlos. Bei akuter Gefährdung sind natürlich zuallererst Rettung und Polizei aufzusuchen. Wichtig im Umgang mit Betroffenen ist, ein vertrauenswürdiger Gesprächspartner zu sein und den Kindern und Jugendlichen zu glauben, so die Experten der Kinderschutzorganisation. (red, 6.5.2016)