Speedlink verkauft den Gaming-Sessel "Regger" um 199 Euro. Im Test erwies er sich als grundsätzlich robustes, aber nicht ganz mängelfreies Gerät.

Foto: derStandard.at/Pichler
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Wer Videogames spielt, sitzt dabei üblicherweise. Eine Tatsache, die auch die Hersteller von Gaming Gear erkannt haben. Dementsprechend finden sich in ihren Sortimenten schon seit vielen Jahren immer wieder auf die Klientel zugeschnittene Abladeutensilien für Gesäß und Rücken.

Hinzu gesellt hat sich nun auch Speedlink. Der Hersteller bedient vor allem niedrigere Preissegmente, und auch der erste "Gaming-Chair" mit dem Modellnamen "Regger" ist einem Sportautositz nachempfunden und liegt mit 199 Euro im Einstiegssegment seiner Produktklasse. Der GameStandard hat ihn Probe gesessen.

Licht und Schatten in Sachen Verarbeitung

Angeliefert wird er in einem Paket, das stolze 22 Kilogramm wiegt. Darin befindet sich der in mehrere Einzelteile zerlegte Sessel mitsamt Werkzeugen und Schrauben zur Montage. Ebenfalls beiliegend ist eine durchaus brauchbare Anleitung. Wer in der Lage ist, Ikea-Möbel aufzustellen, sollte auch den "Regger" in fünf bis zehn Minuten sitzbereit haben.

Der Aufbau bietet eine erste Gelegenheit, sich mit der Verarbeitung des Sessels vertraut zu machen. Und deren Eindruck ist nicht konsistent. Sitz und Lehne wirken stabil. Das Material, vollständig Kunstleder, macht einen ausreichend robusten Eindruck. Auch die Nähte wirken sauber. Auch Räder, Standkreuz und Sockel scheinen vertrauenswürdig. Die Löcher und Gewinde für die Schrauben sind ziemlich genau positioniert.

Die seitlichen Abdeckungen für die Schraubbefestigungen allerdings sitzen weder besonders exakt, noch wirken sie besonders hochwertig. Die Armlehnen wiederum sind zum Glück nicht steinhart und separat in Höhe und seitlicher Neigung verstellbar, wabbeln aber in jeder Position.

165 Grad

Dem Regger muss man seine Verstellbarkeit klar zugutehalten. Abseits der obligatorischen Höheneinstellung lässt sich beispielsweise regeln, wie stark der Sessel bei Wippbewegungen nachgibt. Die Lehne ist außerdem stufenlos in einem Winkel von 90 bis 165 Grad einstellbar, der dafür vorgesehene, per Hebel zugängliche Mechanismus klemmt aber gelegentlich ein wenig.

Die "Liegeposition" bietet sich an für kurze Pausen oder kleine Nickerchen bei ausgiebigeren Spielesessions oder auf LAN-Partys.

Bequemlichkeit ist relativ

Der Sitzkomfort erweist sich als Geschmacksfrage. Während ich den Regger selbst bei längerer Verwendung insgesamt für bequem befand und den optional montierbaren Polstern für die Abstützung der Lendenwirbel und des Kopfes etwas abgewinnen konnte, fühlten sich andere Kollegen auf dem Spielersessel nicht besonders wohl. In der Tat ist die im Vergleich zu manchen anderen Sesseln eher harte Sitz- und Rückenauflage wohl nicht jedermanns Sache.

Wie allgemein bei Kunstleder der Fall, wird es am Regger mit der Zeit allerdings etwas warm. Weil der Gaming-Chair dazu auch fast vollständig schwarz eingefärbt ist, verschärft sich dieses Problem je nach Sonneneinstrahlung. Zu beachten ist auch die Größenempfehlung von 170 bis 190 Zentimeter – für größere und kleinere Menschen dürfte er aus ergonomischen Gründen wahrlich keine Kaufempfehlung sein.

Fazit

Für den gewählten Preispunkt liefert Speedlink mit dem Regger ein solides Produkt ab. Teilschwächen in der Verarbeitung stehen vielseitige Anpassungsmöglichkeiten entgegen. Die spezifischen Probleme von Kunstleder dürften wohl so gut wie jeden Schreibtischsessel in dieser Budgetkategorie betreffen.

Freilich, die Frage, ob man als Gamer nicht auch mit einem "normalen" – sprich: nicht dezidiert als "Gaming-Equipment" deklarierten – Sitzmöbel auskommen kann, beantwortet der Speedlink Regger nicht. So subjektiv wie Bequemlichkeit sein kann, ist aber auch hier die Geschmacksfrage zu beantworten. Denn wenn schon das durchschnittliche Gaming-PC-Gehäuse längst den Eindruck erweckt, auf einem Borg-Würfel entworfen worden zu sein, dürfte auch die Ferrari-Optik von Gamingsesseln ihre Zielgruppe haben. (Georg Pichler, 31.05.2016)