Eines der Tongefäße, in dem im Alten China Bier gebraut wurde.

Foto: Jiajing Wang

Washington/Wien – Die ältesten schriftlichen Nachweise von chinesischem Bier stammen aus Inschriften auf sogenannten Orakelknochen aus der Shang-Dynastie. Diese rund 3.000 Jahre alten Texte, mit denen unter anderem Schildkrötenpanzer oder andere Tierknochen beschrieben wurden, deuten darauf hin, dass damals Hirse und Gerste die wichtigsten Ingredienzien für das berauschende Getränk waren.

Archäologen vermuten allerdings, dass in China bierartige Getränke schon lange vorher gebraut wurden, doch fehlte bisher jede Evidenz für diese Vermutung. Ein solcher Nachweis wurde nun aber in Majiayao in Nordchina in Form von Tongefäßen gefunden, die chinesische Forscher um Jiajing Wang (Stanford University) im Fachblatt "PNAS" auf ein Alter von 5.000 Jahren schätzen.

Das Besondere ist aber nicht allein der Fund des Tongeschirrs, das eindeutig zum Brauen verwendet wurde und damit der älteste Beweis für Bierherstellung im Alten China ist. Erstaunlich sind auch die Zutaten, die von den Archäologen aufgrund chemischer Analysen mittels Ionenchromatografie identifiziert werden konnten.

Eher exotische Zutaten

Die Ingredienzien unterscheiden sich dabei stark von den heute üblichen Zutaten: So fanden Wang und sein Team Spuren von Sorghumhirse, der tropischen Getreidepflanze Hiobstränengras, aber auch Wurzelknollen – und Gerste. Das macht die Forscher besonders stolz, denn damit konnte zum einen der Beweis angetreten werden, dass Gerste in China um zumindest 1.000 Jahren früher kultiviert wurde als bisher gedacht. Zum anderen gehen die Forscher davon aus, dass man das Getreide in der Majiayao-Kultur zuerst zum Bierbrauen verwendete und erst später auch als Nahrungsmittel anbaute.

Wie aber können die Archäologen beweisen, dass in den Tongefäßen mit den Zutaten tatsächlich Bier gebraut wurde? Eine Evidenz sind Reste von Oxalaten, die als Nebenprodukt bei der Herstellung des fermentierten Gerstensafts entstehen. Ein noch stärkerer Hinweis sind die gefundenen Stärkekörner, die Spuren des Mälzens und Maischens aufweisen.

Letztlich lassen aber auch die sehr spezialisierten Tongefäße darauf schließen, dass man vor 5.000 Jahren über erstaunlich viel Wissen darüber verfügte, wie man aus Getreide Bier herstellt. (Klaus Taschwer, 24.5.2016)