Großer Andrang in Schönbrunn

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Wien – Vielleicht beziehen die Wiener Philharmoniker bei ihren Überlegungen, wer eines ihrer Neujahrskonzerte dirigieren soll, auch die Performance des Kandidaten beim sommerlichen Event in Schönbrunn mit ein. Gustavo Dudamel, der die nächste Strauß-Party leiten wird, hat jedenfalls schon unter freiem Himmel in Schönbrunn energisch musiziert.

Nun also Semyon Bychkow, den die Wiener aber längst gut kennen und der etwa auch das kommende Philharmonische im Musikverein (4. und 5. Juni) dirigieren wird: Das rein französische Programm startet der Russe mit Bizets Farandole aus L'Arlesienne, einem quirligen Stück, das sich ins Furiose steigert.

Berlioz' Rakoczy-Marsch aus La Dammation de Faust, quasi ein bekannter Hit, trug dieses Feuer in der philharmonischen Version gewissermaßen weiter.

Poulenc' Konzert für zwei Klaviere in d-Moll brachte dann ein Wiedersehen mit den Schwestern Katia und Marielle Labeque (letztere ist Bychkows Gattin), die den Kampf mit diesem zunächst wild-verspielten Werk delikat aufnahmen. Die schnittige Linearität kam so impulsiv rüber wie die eklektischen Stilsprünge zwischen Romantik, Impressionismus und Wiener Klassik.

Ravels auch nicht ganz unbekannter Bolero schloss das offizielle Programm, wobei Bychkow die Dramaturgie des sich gefinkelt steigernden Stückes behutsam aufbaute. Zum obligaten Feuerwerk demonstrierte der Maestro dann seine Fähigkeit, auch Tänzerisches zu zelebrieren: Zeugen von Offenbachs ausgelassenem Can Can und Wiener Blut von Strauß waren auch der neue Bundeskanzler Christian Kern und Vize Reinholt Mitterlehner. Erleichterung herrschte wohl auch bei diesen über das Wetterglück, das in Schönbrunn schon öfters frostig enttäuscht hat. (Ljubisa Tosic, 26.5.2016)