Vor einem Jahrtausend für kurze Zeit ein vertrauter Anblick an der nordamerikanischen Küste: ein Wikingersegel.

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Oslo – Dass nicht Christoph Kolumbus der erste Europäer war, der Amerika entdeckt hat, ist seit langem bekannt: Nordmänner unter der Leitung des in Island geborenen Leif Eriksson waren schon knapp ein halbes Jahrtausend vor dem Genuesen vor Ort; sie hatten die Nordroute über Grönland und Neufundland genommen. Wo genau Eriksson um das Jahr 1000 an Land ging, ist unter Historikern umstritten. Das Gebiet wurde in skandinavischen Chroniken Vinland genannt.

Dass Kolumbus dennoch in den Geschichtsbüchern stehen bleibt, liegt vor allem daran, dass seine (Wieder-)Entdeckung bleibende Folgen zeigte, während die skandinavische Besiedlung kleinerer nordamerikanischer Regionen eine kurzfristige Erscheinung blieb.

Draken Harald Hårfagre

Ein Jahrtausend nach der mutmaßlichen Ankunft Erikssons in Amerika hat nun der Nachbau eines schnellen Langschiffs im Wikingerstil nach fünfwöchiger Reise die neufundländische Küste erreicht. Die 35 Meter lange und acht Meter breite "Draken Harald Hårfagre", benannt nach dem norwegischen König Harald I. "Schönhaar" aus dem 9. Jahrhundert, war am 26. April in Haugesund im Südwesten Norwegens in See gestochen. An Bord sind 33 Besatzungsmitglieder und deutlich modernere Navigationsgeräte, als den Seefahrern vor 1.000 Jahren zur Verfügung standen.

Unterwegs steuerte das Schiff die schottischen Shetland-Inseln sowie die Färöer-Inseln, Island und Grönland an. Der schwedische Expeditionsleiter Björn Ahlander erklärte: "Es war nicht einfach, wir waren mit vielen Problemen konfrontiert, aber die Crew war stets gut drauf und arbeitete die ganze Zeit hart." Vom Hafen St. Anthony in Neufundland soll es nun weiter nach Quebec und von dort aus in mehrere Häfen der USA gehen. (red, APA, 3. 6. 2016)