Wien – Lebererkrankungen sind europaweit die fünfthäufigste Todesursache. Einer von sechs Fällen ist darauf zurückzuführen. Das Phänomen Fettleber und ihre Folgen prägt in steigendem Ausmaß die Wohlstandsgesellschaft. Das Wissen rund um die "Stoffwechselzentrale" lässt in Österreich sehr zu wünschen übrig, erläuterte Mediziner Michael Trauner bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien.

So habe sich gezeigt, dass Fruktose gemieden werden sollte, Kaffeekonsum hingegen schützende Effekte für das Organ hat, sagte der Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie anlässlich der Jahrestagung seiner Fachrichtung vor Medienvertretern. Außerdem beobachten Spezialisten alarmiert zunehmend negative gesundheitlichen Folgen von Alkoholkonsum und Virushepatitis.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen häufen sich

Die Fettleber bezeichnete er als "heranrollende Lawine": Bis zu 44 Prozent der Bevölkerung zwischen 30 und 60 Jahren sind betroffen. In Österreich verzeichnet man aktuell rund 10.000 neue Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts pro Jahr. Während in Sachen Darmkrebs mittlerweile, vor allem durch Koloskopie ab dem 50. Lebensjahr, viel erreicht wurde, besteht Aufholbedarf bei Speiseröhren- und Magenkrebs, erklärte der Linzer Experte Rainer Schöfl. Schlechte Prognosen besteht nach wie vor bei Erkrankungen des Pankreas: "Bauchspeicheldrüsenkrebs bleibt das Sorgenkind".

Früherkennung sei auch essenziell bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), wie der Gastroenterologe Harald Vogelsang von der MedUni Wien betont: Das "heikle" Thema Durchfall und Bauchkrämpfe betreffe bis zu 80.000 Österreicher. "Spätestens nach vier Wochen sollte man unbedingt einen Spezialisten aufsuchen, denn bei Früherkennung sind CED gut behandelbar", so der Experte. Oft dauert es allerdings mehr als drei Jahre bis zur passenden Therapie. Die Patienten werden immer jünger, meist zeigen sich erste Symptome zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. (APA, 15.6.2016)