Felsklippen im Nahen Osten aus der frühen Trias. Am Übergang vom Erdmittelalter zur Erdneuzeit kam es zum größten Massenaussterben, das der Wissenschaft bekannt ist. Schwefel war offenbar nicht daran beteiligt.

Foto: Matthew Clarkson

Wien/Graz – Bisher galt Schwefel als einer der Hauptakteure beim größten Massenaussterben der Erdgeschichte: Vor 252 Millionen Jahren an der Grenze vom Perm zur Trias verschwanden 95 Prozent aller Meeresbewohner und 70 aller Landlebewesen. Die g lobale Biosphäre brauchte lange, um sich von diesem Schlag zu erholen. Österreichische Forscher fanden nun mit Kollegen reiche Eisenvorkommen aus dieser Zeit, die Schwefel massiv entlasten.

Mittlerweile weiß man, dass Sauerstoffmangel eine entscheidende Rolle an dem gigantischen Massensterben hat, das zugleich den Übergang vom Erdmittelalter zur Erdneuzeit markiert, erklärt Sylvain Richoz vom Institut für Erdwissenschaften der Universität Graz. "Unter solchen Bedingungen bauen normalerweise Bakterien die toten Lebewesen ab und produzieren dabei Schwefelsäure", sagte er. Diese ist besonders tödlich für Meeresbewohner.

Doch in Gesteinsproben aus dieser Zeit in den Bergen Omans, die aus Ablagerungen vom Urozean "Tethys" bestehen, fanden die Forscher reichlich Eisen. "Dieses hat den Schwefel 'weggeklaubt' und als Pyrit (Narrengold) im Sediment gebunden", so Richoz. In dieser Form war Schwefel unschädlich und kommt als Täter kaum mehr in Frage.

Jahrmillionen bis zur Erholung

Als Hauptverdächtiger ist nunmehr Sauerstoffmangel (Anoxie) geblieben. Laut den Gesteinsproben hielt er zwar nie lange an, kam aber nach der Katastrophe immer wieder zurück, und löschte die in kurzen, sauerstoffreichen Phasen aufkeimende Vielfalt an Lebewesen stets wieder aus. Darum hat es fünf Millionen Jahre gedauert, bis die Lebewelt wieder einigermaßen intakt war. "Das ist selbst für geologische Verhältnisse eine sehr lange Zeit", erklärte der Forscher.

Diese im Fachjournal "Nature Communications" präsentierten Erkenntnisse des Projekts, an dem auch Leopold Krystyn vom Institut für Paläontologie der Universität Wien beteiligt war, geben nicht nur Auskunft über die prähistorische Katastrophe, sondern sind auch für heute relevant, meint er. "Meeresbereiche ohne Sauerstoff, sogenannte 'Marine Death Zones', breiten sich gerade entlang vieler Küsten aus", sagte der Erdwissenschafter. Manchmal entsteht dabei Schwefelsäure – manchmal aber auch nicht. (APA, red, 30.7.2016)