Das aktuell höchste Gebäude Mexikos soll erdbebensicher sein – auch dank seiner für einen Wolkenkratzer ungewöhnlichen Betonfassade.

Ein Erdbeben, wie es – statistisch gesehen – nur alle 2500 Jahren auftritt, wurde bei der Planung des vor kurzem fertiggestellten Torre Reforma in Mexiko-Stadt miteinberechnet. Die Chancen, dass ein solches Erdbeben vorkommt, liegen laut dem Immobilienentwickler Arup angesichts einer erwarteten Lebensspanne des Turmes von 50 Jahren bei nur zwei Prozent.

Um den Turm aber für den Fall des Falles besonders stabil zu machen, setzten die Architekten, LBR&A Arquitectos, auf eine dreieckige Form.

Foto: Torre Reforma

Wirklich gewöhnungsbedürftig sieht aber das Äußere des Gebäudes aus einem anderen Blickwinkel aus: Zwei der Fassaden bestehen aus Beton. Laut Medienberichten handelt es sich beim Torre Reforma daher auch um die höchste freistehende Betonstruktur der Welt.

Der zuständige Architekt L. Benjamin Romano ließ sich dafür von alten Tempeln in Mexiko inspirieren: Sie bestehen aus Stein und stürzen bei Erdbeben nicht ein, weil sie mitschwingen. Ähnlich soll sich auch Beton verhalten und sich bei einem Erdbeben biegen – aber nicht brechen.

Foto: Torre Reforma

Die Betonfassaden wurden daher mit kleinen Öffnungen versehen, die im Fall eines Erdbebens für statische Flexibilität sorgen sollen.

Der Turm beherbergt Büro- und Gewerbeflächen – und ist derzeit noch das höchste Gebäude Mexikos. Der in Bau befindliche 280 Meter hohe Torre Koi in Monterrey wird ihn bei seiner Eröffnung 2017 aber übertrumpfen.

Foto: Torre Reforma

Einen Titel kann der 246 Meter bzw. 57 Stockwerke hohe Turm aber noch immer für sich beanspruchen: Er ist – gemeinsam mit dem World Trade Center in Mexiko-Stadt – der Wolkenkratzer mit den meisten Aufzügen in Lateinamerika.

Die Stockwerke im Gebäudeinneren sind als Cluster organisiert. Jeweils 14 Stockwerke bilden eine Einheit, zu der immer ein vertikaler Innenraum und eine Außenterrasse gehört.

Foto: Torre Reforma

Der Torre Reforma wurde schon vor Fertigstellung mit dem Umweltzertifikat LEED-Platin ausgezeichnet. Im Gebäude wird Abwasser und Regenwasser recycelt. Und durch die Betonfassade lassen sich 25 Prozent der Heizkosten einsparen, sagt der Architekt. Ohne großflächige Fenster bleibt die Sonne draußen und der Beton kühlt das Gebäude.

Ein denkmalgeschütztes Haus, das sich am Grundstück befand, wurde in die Gebäudestruktur integriert und ist heute Teil der Lobby. Dafür musste das Gebäude aber auf ein besseres Fundament gestellt – und vorübergehend verschoben werden. (zof, 16.8.2016)

Nachlese

Der Mann, der Häuser versetzen kann

Foto: Torre Reforma