Auch an der Halsschlagader sitzt eine Kontrollstelle, die den Blutdruck überwacht.

Foto: tirol kliniken/schwamberger

Der neue Herzschrittmacher des 74-Jährigen ist so groß wie eine Euro-Münze.

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Ob mit dem Herzschrittmacher auch getaucht werden kann, wurde unter medizinischer Aufsicht getestet.

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Ein 74-jähriger Innsbrucker erleidet beim Tauchen im Gardasee unter Wasser einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Kollegen bergen ihn, er wird 15 Minuten lang reanimiert. Im ersten Krankenhaus finden die Mediziner keinen Grund für den Vorfall und schicken den Patienten per Rettungstransport nach Innsbruck. Hier trifft der 74-jährige auf einen Tauchmediziner und einen Kardiologen. Der Mediziner Frank Hartig diagnostiziert das "Karotis-Sinus-Syndrom".

Die Erklärung: An verschiedensten Positionen am Körper gibt es Kontrollstellen, die den Blutdruck überwachen – unter anderem auch an der Halsschlagader (Karotis). Bei manchen Menschen kann dieser Punkt allerdings überempfindlich reagieren. Dabei reicht schon ein geringer Druck von außen und die Kontrollstelle wertet das als Bluthochdruck, was zur Folge hat, dass sie den Befehl gibt, den Herzschlag zu verlangsamen. Dies kann bis zu einem Herzstillstand führen.

Eine derartige Krise könne, heißt es von der Tiroler Klinik, bei Betroffenen bereits durch beengende Kleidungsstücke ausgelöst werden. Bei dem 74-Jährigen war es der Taucheranzug, der im Halsbereich relativ eng anliegend war. Wenn dann eine bestimmte Kopfbewegung dazukommt, reiche das aus, um den falschen Befehl an das Herz auszulösen.

Zweiter Herzstillstand reproduziert

Laut Klinik konnte bei dem Patienten im Schockraum der Medizinischen Notfallaufnahme durch gezielten Druck auf diesen Punkt ein neuerlicher kurzfristiger Herzstillstand reproduziert und am EKG dokumentiert werden. Ohne die richtige Diagnose hätte es bei einem weiteren Tauchgang mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem ähnlichen Vorfall kommen können. Diesen hätte der 74-Jährige vermutlich nicht überlebt, so die Ärzte.

Dem Patienten wurde an der Klinik ein neuer Schrittmacher eingesetzt, der nur etwa so groß wie eine Euro-Münze ist. Der Schrittmacher wurde über ein großes Blutgefäß in der Leiste direkt in das Herz eingesetzt. Er besitze keinerlei Drähte und sowohl Batterie wie Impulsgeber als auch Datenspeicher seien direkt in das Gerät eingebaut.

Weil es bei dieser neuen Schrittmachergeneration wenig Erfahrung zur Verwendung bei Tauchern gibt, ist die Taucheignung vergangene Woche in Innsbruck getestet worden. Um die Sicherheit für den Taucher zu gewährleisten, hat Hartig gemeinsam mit dem 74-Jährigen einen Tauchgang unter notfallmedizinischem Stand-by durchgeführt. Der Schrittmacher hat sich auch unter Wasser bewährt und wurde für weitere Tauchgänge freigegeben. (APA, red, 5.8.2016)