Im Feriencamp entstehen neue Freundschaften. Gemeinsame Erlebnisse, Spiel und Spaß stehen im Vordergrund.

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Der siebenjährige Manuel war schon mit seiner großen, zehnjährigen Schwester Jennifer eine Woche mit den Pfadfindern unterwegs. Die Geschwister haben viel erlebt und neue Erfahrungen gemacht. An einem Tag waren sie wandern, ein anderes Mal schwimmen, sie haben verschiedenste Spiele gespielt, abends am Lagerfeuer Würstel gegrillt, gesungen und Geschichten erzählt. Am spannendsten aber war für beide die Nachtwanderung durch den finsteren Wald.

Leonhard fährt heuer in ein Feriencamp seines Judovereins. Für den Siebenjährigen ist es das erste Mal, dass er mit anderen Kindern und fremden Betreuern wegfährt. Er ist schon ganz aufgeregt. Ein bisschen Angst hat er auch. Denn er weiß nicht so recht, was da auf ihn zukommen wird. Deswegen darf sein Kuscheltier mit ins Gepäck.

Claudia fliegt gemeinsam mit gleichaltrigen Jugendlichen auf Sprachferien in ein anderes Land. Auch die 14-Jährige ist schon sehr aufgeregt, wird sie doch dort in einer Gastfamilie leben und ihre Sprachkenntnisse aufbessern können. Noch nie war sie allein so weit weg von zu Hause.

Der 18-jährige Maximilian war früher nie dazu zu überreden, allein irgendwohin mitzufahren. Auch an den Landschulwochen oder Skikursen der Schule wollte er nie teilnehmen. Mit 15 Jahren fuhr er dann erstmals allein auf eine Sprachreise nach Kanada – diesmal war es seine eigene Entscheidung. Er kam sehr stolz und um einiges reifer wieder zurück.

Informationen einholen

Stefan und Marion haben sich entschlossen, den Bitten ihrer Tochter nachzugeben und die Achtjährige auf die Jungscharwoche mitfahren zu lassen. Der Informationsabend im Frühjahr war für die Eltern wichtig, um Details zu erfahren. Etwa wo genau die Woche stattfinden wird, wer die Kinder dort betreuen wird, wie hoch die Kosten sein werden, ob sich das mit der eigenen Urlaubsplanung und dem Budget ausgehen wird.

Egal, ob Jungschar- oder Pfadfinderwochen, Lern- oder Sportcamps, Sprachferien im In- oder Ausland: Es ist für Eltern und ihre Kinder immer aufregend und eine Herausforderung, wenn der Nachwuchs zum ersten Mal ohne bekannte, wichtige Bezugspersonen einen Teil der Ferien verbringt.

Selbstständigkeit fördern

Oftmals bedeutet es für Eltern eine große Überwindung, das Mädchen oder den Buben allein wegfahren zu lassen. Da sind viele unbekannte Faktoren und Situationen, die nicht im Vorhinein abzuklären sind, und dies kann bei allen Beteiligten große Aufregung, Sorge und Ängste auslösen.

Doch Aufenthalte ohne Mutter und Vater in einer Gruppe anderer Kinder und Jugendlicher dienen immer der Entwicklung der Persönlichkeit und der Förderung der Selbstständigkeit. Mädchen und Buben jeden Alters sind gefragt, sich ihren Alltag mithilfe der pädagogisch ausgebildeten Begleiter eigenverantwortlich zu organisieren. Vom Koffer-Auspacken bis zur täglichen Körperpflege, den Freizeitaktivitäten bis hin zum Abendritual, das zu Hause bestimmt anders aussehen würde als in einer Gruppe. Die Kinder und Jugendlichen lernen Kompromisse einzugehen, nehmen sich meist als Teil einer Gruppe anders wahr als zu Hause in der bekannten Umgebung und haben dadurch die Möglichkeit, ihr Selbstbewusstsein, ihre Talente und Fähigkeiten weiter zu stärken.

Neue Erlebnisse und Erfahrungen

Es ist für ein Kind oder einen Jugendlichen eine große persönliche Leistung, ohne Eltern wegzufahren und mehrere Tage gemeinsam mit einer altersgemischten Gruppe zu verbringen. In Ferienwochen erleben sich die Tochter oder der Sohn auf vielfältigste Weise anders.

Der Nachwuchs hat in recht kurzer Zeit viele verschiedene Erlebnisse, die es zu verarbeiten gilt. Er macht Erfahrungen, die zu Hause oftmals so in dieser Form nicht möglich sind. Für viele Kinder bieten diese Wochen die Gelegenheit, sich in ihrem Lieblingssport zu verbessern oder ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen. Manchmal werden sie auch zum krönenden Abschluss eines Schuljahrs.

Trennungsschmerz und Heimweh

Oft entstehen Freundschaften, die nur für die gemeinsame Woche bestehen oder über lange Zeit andauern. Im Vordergrund stehen gemeinsame Erlebnisse, Spiel, Spaß und Freude.

Mit Geschwistern, einem Freund oder einer Freundin wegzufahren kann beim ersten Mal sehr hilfreich sein, um den Trennungsschmerz, das Heimweh und die Angst vor dem Unbekannten etwas zu mildern. Ebenso wichtig kann es auch sein, das Kuscheltier, ein Bild von den Eltern oder sonstige wichtige Dinge als Unterstützung gegen das Heimweh mitzunehmen.

Das Kind ist (plötzlich) groß genug

Für viele Eltern ist es ein komisches Gefühl, festzustellen, dass ihr Kind (plötzlich) schon groß genug ist, um allein mit einer Gruppe wegfahren zu können. Mutter und Vater geben die Verantwortung für ihr Kind an fremde Menschen ab und sollten sich sicher sein, dass sie ihrem Kind zutrauen, die altersentsprechende Verantwortung für sich und seine Sachen selbst übernehmen zu können. Etwa dass das Kind seine eigenen Kleidungsstücke, seinen Koffer erkennt und wieder nach Hause bringt oder dass der Jugendliche sich in der fremden Umgebung im Notfall auch allein zurechtfindet und sich zu helfen weiß.

Haben Eltern und Bezugspersonen zu viele Bedenken, ob ihr Kind oder Jugendlicher dieses Feriencamp auch durchhält, dann ist es von Vorteil, diese nicht vor dem Kind zu äußern. Denn spürt das Kind die Unsicherheit der Erwachsenen, wird es möglicherweise nicht mitfahren wollen.

Ihre Erfahrungen?

Welche Erfahrungen haben Sie als Kind oder Jugendlicher mit Ferienaufenthalten gemacht? Fahren Ihre Kinder allein weg? Posten Sie Ihre Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 12.8.2016)