Wer anderen hilft, hilft auch sich selbst, so das Ergebnis einer Studie.

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Österreicher sind Vereinsmeier: Rund 46 Prozent der Bevölkerung engagiert sich in irgendeiner Form unentgeltlich. Das ist fast jeder Zweite ab 15 Jahren. Der Gesellschaft etwas zurückgeben, sich in sozialer Kompetenz üben, einen beruflichen Ausgleich finden oder im Alter aktiv bleiben, sind die häufigsten Argumente.

Gemeinnützige Arbeit fördert aber auch die psychische Gesundheit und das emotionale Wohlbefinden, haben nun britische Wissenschafter des Statistical Sciences Research Institute an der Universität Southhampton herausgefunden.

Dass sich ehrenamtliches Engagement im fortgeschrittenen Alter positiv auf die Psyche auswirkt, war schon länger bekannt. Neu ist, dass dieser Effekt bereits in der Lebensmitte, also ab etwa 40 Jahren, einsetzen dürfte.

Eherenamtliches emotionales Befinden

Das Ergebnis der im British Medicine Journal veröffentlichten Studie, für die Langzeit-Daten der "British Household Panel Survey" herangezogen wurden: Bereits ab rund 40 Jahren bis hinein ins hohe Alter von über 80 Jahren dürften ehrenamtliche Aktivitäten das emotionale Wohl und damit die Zufriedenheit steigern.

Im Gegensatz dazu waren Befragte, die dem freiwilligem Engagement zu keinem Zeitpunkt ihres Lebens einen Platz eingeräumt hatten, ab der zweiten Lebenshälfte in einem weniger guten emotionalen Zustand.

Ältere engagieren sich eher als Jüngere

Die Detail-Ergebnisse der rund 66.000 Probanden: Rund 21 Prozent der Befragten gaben an, Erfahrungen mit Gemeinnützigkeit zu haben. Bei der Gruppe der 60 bis 74-Jährigen war es knapp jeder Vierte, bei der jüngsten Altersgruppe betrug der Anteil 17 Prozent.

Die Auswertung der Gesundheitsfragen zeigte, dass jene Menschen am besten abschnitten, die regelmäßig in gemeinnützigen Projekten involviert waren. Personen ohne derartige Erfahrung erzielten im Vergleich die schlechtesten Werte. Mögliche zusätzliche Einflussfaktoren wie Beziehungsstatus, Bildung oder sozialer Status wurden den Forschern zufolge berücksichtigt. Allerdings blieb das "informelle Engagement" wie etwa Nachbarschaftshilfe bei der Untersuchung ausgespart.

Alter und Wahrnehmung

Warum steigert Freiwilligenarbeit mit zunehmendem Alter das emotionale Wohlbefinden? Die Forscher vermuten, dass eine freiwillige Tätigkeit in jungen Jahren eher als Verpflichtung wahrgenommen wird. Mit fortgeschrittenem Alter würden soziale Rollen, familiäre Verbindungen und das Umfeld wie zum Beispiel die Schule des eigenen Kindes unentgeltliches Engagement fördern.

Frühere Studien zeigten zudem, dass die Arbeit für das Gemeinwohl zu einem breiteren sozialen Netzwerk, zu mehr Einfluss und Prestige führt. All das habe einen Effekt auf die körperliche und mentale Gesundheit, vermuten die Wissenschafter.

Menschen im mittleren und höheren Alter sollten verstärkt in Freiwilligen-Projekte eingebunden werden, empfehlen die Studienautoren. "Gemeinnützige Arbeit dürften soziale Kontakte und Möglichkeiten bieten, von denen sie profitieren. Das könnte sich auch positiv auf den gesundheitlichen Status auswirken." (maka, 18.8.2016)