Aus der Nähe nicht perfekt, kann aber Gesichtserkennung austricksen: die "You are me"-Maske von Leonardo Selvaggio.

Foto: Leo Selvaggio

Unter der Schlagzeile "Terrorismusabwehr" wird derzeit allerorten an verschärften Überwachungsgesetzen gebastelt. Von der Vorratsdatenspeicherung bis zur automatischen Gesichtserkennung reichen dabei etwa die Pläne des deutschen Innenministers Thomas de Maizière (CDU). Dahinter steht der Wunsch, über eine umfassende Überwachung Verbrechen zu verhindern – eine Vorstellung, die natürlich nicht allen behagt.

"You are me"

Unter dem Namen URME ("You are me") vertreibt der US-amerikanische Künstler und Anti-Überwachungs-Aktivist Leonardo Selvaggio Masken, die die automatische Gesichtserkennung austricksen sollen, wie der "Spiegel" berichtet. Damit ist es möglich, das Gesicht des Künstlers überzustreifen und so auch als dieser von Überwachungssystemen erkannt zu werden. Die Masken sind aus Kunstharz gefertigt und werden kurzerhand mittels 3D-Drucker erstellt. Der Künstler sieht darin eine "Identitätsprothese": Wenn man Überwachung schon nicht verhindern könne, könne man so zumindest die automatische Identifizierung untauglich machen.

Ähnliche Gedanken treiben auch andere Künstler um, die in den letzten Jahren ebenfalls kreative Formen zum Aushebeln automatischer Gesichtserkennung gefunden haben. Manche versuchen es dabei mit kreativer Schminke, die die Gesichtsformen so weit verändert, dass die dahintersteckende Person nicht mehr eindeutig auszumachen ist. Die Künstlerin Kathleen McDermott bietet wiederum eine Bauanleitung für einen Infrarot-Gesichtsschleier zum Download an.

Spuren

Ein anderes Ziel verfolgt die Anti-Drohnen-Kleidung des Aktivisten Adam Harvey. Diese soll über metallische Bestandteile die Wärmesignaturen der Träger verschleiern – und so Drohnen die Arbeit erschweren, die in der Nacht mit solch einer Erkennung arbeiten.

Grundlegende Zweifel

Die Gesichtserkennung ist aber nicht die einzige Form der Erkennung mittels Körpermerkmalen, die in den letzten Jahren in die Kritik gekommen ist. So haben Sicherheitsforscher und Künstler gleichermaßen immer wieder vor den Gefahren der Biometrie gewarnt, handelt es sich dabei doch um die Messung und Auswertung eindeutiger Merkmale einer Person, die aber relativ einfach nachzuahmen sind. Die damit verbundenen Sicherheitsversprechen der Hersteller sind also als grundlegend problematisch einzuschätzen.

Die Problematik demonstriert etwa der Multimediakünstler Mian Wei recht eindrücklich: Unter dem Namen "Identity Kit" bietet er eine Fingerabdruckprothese an. Mit dieser können verschiedene, aus Silikon nachgefertigte Fingerabdrücke aufgesetzt werden, um sich dann etwa beim Smartphone einer anderen Person zu autorisieren.

Dass es noch einfacher geht, haben erst vor wenigen Wochen US-Forscher demonstriert: Diese haben kurzerhand das Smartphone eines Mordopfers mittels Spezialtinte und eines damit erstellten Ausdrucks des Fingerabdrucks entsperrt. (red, 18.8.2016)