Bild nicht mehr verfügbar.

Wespen lieben Fallobst, das jetzt im Spätsommer in vielen Gärten zu finden ist.

Foto: AP

Wurst, Eiscreme, Limonaden und reifes Obst – besonders darauf haben es Wespen abgesehen. Im Spätsommer erreicht die Wespenpopulation ihren Höhepunkt, da gegen Ende August neue Wespen schlüpfen und viel Nahrung benötigen – vor allem Proteine und Kohlenhydrate. Da den Wespen nach und nach die natürliche Nahrung abhandenkommt (Blütennektar, Ausscheidungen der Blattlaus, Fliegen und Mücken etc.), stellen unsere eiweißhaltigen Speisen wie Fleisch, Süßigkeiten und vor allem das reife Obst zusätzliche Futterquellen für sie dar.

Reife Früchte sind daher eine besondere Gefahrenquelle für Insektengift-Allergiker. Fühlen sich die Wespen bedroht, stechen sie zu. "Ein Allergiker kann bereits nach einem einzigen Stich potenziell lebensbedrohliche Reaktionen entwickeln, die die Haut, die Atemwege und das Kreislaufsystem betreffen", erklärt Stefan Wöhrl vom Floridsdorfer Allergiezentrum in Wien.

Extremfall Allergie-Schock

Allergie-bedingte Beschwerden treten innerhalb von Sekunden und Minuten auf. Charakteristische Symptome einer schweren allergischen Reaktion sind starker Juckreiz und Rötung am ganzen Körper, Nesselausschlag, Schwellungen im Gesicht und am Hals, Schwindelgefühl und Herzrasen, Übelkeit, Erbrechen, Schluck- und Sprechbeschwerden, Husten, Atemnot bis hin zum sogenannten anaphylaktischen Schock. "Der Allergie-Schock ist die Maximalvariante einer allergischen Reaktion und führt zum völligen Zusammenbruch des Kreislaufs und in Folge zu Ohnmacht und Kollaps. Ohne sofortige Notfallversorgung mit entsprechenden Medikamenten, die der Arzt verschreibt – speziell ein Adrenalin-Autoinjektor zur Selbstinjektion – kann dieser Vorfall tödlich ausgehen", sagt Wöhrl.

Für Allergiker gibt es eine spezifische Immuntherapie (SIT). "So gefährlich eine Insektengift-Allergie auch ist, sie ist gleichzeitig jene Allergieform, die am besten behandelt werden kann", sagt Wöhrl. Die "Allergie-Impfung" hat das Ziel, den Körper an das Insektengift zu gewöhnen.

Die meisten Patienten können so ausreichend geschützt werden: "Die Erfolgsrate dieser Behandlungsform beträgt über 90 Prozent", sagt Wöhrl. Er kann deshalb nicht nachvollziehen, warum nur ein Bruchteil der Allergiker Hilfe bei einem spezialisierten Facharzt sucht. Durch Studien sei außerdem belegt worden, dass eine abgeschlossene Immuntherapie den Betroffenen ein Sicherheitsgefühl vermittelt, das ihre Lebensqualität wesentlich verbessert.

Tipps zur Stichvermeidung:

Für Nicht-Allergiker ist der Stich einer Wespe zwar ein völlig harmloses, aber dennoch schmerzhaftes Ereignis. Die Initiative Insektengift gibt daher Tipps zur Stichvermeidung:

  • Chemische Insektenabwehrmittel bieten keinen Schutz.
  • Im Freien vermeiden: Verzehr von Speisen oder Getränken, Obst- oder Blumenpflücken, Aufenthalt in der Nähe von Abfallkörben, Mülleimern, Tiergehegen oder Fallobst sowie die Verwendung von Parfüm oder parfümierten Kosmetika.
  • Nach dem Essen Hände waschen und Mund abwischen.
  • Nicht aus Flaschen oder Getränkedosen trinken, Trinkgläser abdecken, Trinkhalme verwenden.
  • Insekten nicht von Futterquellen verscheuchen, vor allem nicht mit hektischen Bewegungen.
  • Die Haut durch Kleidung weitgehend bedeckt halten (zumindest bei Gartenarbeiten). Nicht Barfußlaufen, kein offenes Schuhwerk tragen. Beim Motorradfahren Helm, Handschuhe und Motorradkleidung dicht anliegend auf der Haut tragen. Offene Fahrradhelme mit einem Netz versehen.
  • An schwülheißen Tagen besonders vorsichtig sein, da die Insekten bei solcher Witterung aggressiver sind.
  • Ungünstig sind lose sitzende, leichte Bekleidungsstücke und dunkle Farben – zu bevorzugen sind helle Farben.
  • Wohnungsfenster tagsüber geschlossen halten oder durch Insektennetze sichern. Abends kein Licht bei geöffneten Fenstern, da Hornissen nachtaktiv sind und dann bevorzugt Lichtquellen anfliegen.
  • Auf versteckte Insekten (besonders im Bett oder in Schuhen) achten.
  • Wespennester und deren Einzugsbereich meiden. Nester in der Nähe eines ständigen Aufenthalts müssen entfernt werden (durch Feuerwehr).
  • Wespenfallen oder Abwehrsprays können hilfreich sein.
  • Bei Annäherung von Insekten oder in Nestnähe hastige oder schlagende Bewegungen vermeiden, langsam zurückziehen. Nester dürfen nicht erschüttert werden. Nicht in ein Flugloch hauchen.
  • Bei Angriff durch Wespen den Kopf mit Armen oder Kleidung schützen. Der Rückzug darf nicht hektisch, sondern soll ganz langsam erfolgen. (red, 29.8.2016)