Am Brigindohof bei Krems ist die Mensch-Tier-Beziehung ein "diagnostisches Tool".

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Ländliche Idylle gibt es im Waldviertel zuhauf. Deshalb wird sie dort auch als "Werkzeug" gegen psychische Störungen eingesetzt: Am Brigindohof bei Krems fungieren Alpakas und Ziegen als "Spiegel" der Befindlichkeit von Patienten mit Angst, Depression, Burn-out oder ähnlichen Problemen.

Das AIAATR, das Austrian Institute for Animal Assisted Therapy & Research (Österreichisches Institut für tiergestützte Therapie & Forschung) wurde im Herbst 2011 in Gars am Kamp von Fachleuten und Laien als Verein gegründet. Geleitet wird das AIAATR von Wolfgang A. Schuhmayer.

Sein Ansatz der praktisch angelegten Outdoor-Therapie sei anfangs vor allem unter Ärzten nicht unumstritten gewesen. Der Allgemeinmediziner, Coach und Therapeut legt laut eigenen Aussagen jedoch großen Wert auf den naturwissenschaftlichen Hintergrund der von ihm entwickelten Behandlung, die meist ambulant zwölf Wochen dauert. Mittlerweile gibt es auch die Möglichkeit einer Wochenend-Intensivtherapie. Durchschnittlich kostet eine Therapiestunde rund 67 Euro.

Tiere als "diagnostisches Tool"

Als Alternative zu anderen Methoden habe man die Wirksamkeit während der vergangenen Jahre in regelmäßigen Publikationen, Fallstudien und Präsentationen auf Kongressen wissenschaftlich nachgewiesen, erklärt Schuhmayer. Die Mensch-Tier-Beziehung werde dabei nicht etwa esoterisch interpretiert, sondern diene sozusagen als "diagnostisches Tool". So könne man rasch die Beziehungsfähigkeit eines Klienten bei der Annäherung an und dem Umgang mit einem unbekannten Tier feststellen. Die Vierbeiner spiegeln die Befindlichkeiten wider, in der Interaktion zeige sich Abgrenzungsvermögen oder Aggressionshemmung. In der Behandlung komme man weitgehend ohne zusätzliche Medikation aus.

Vor allem bei Traumata und Angststörung habe sich der Ansatz, der auf Lösungsorientierung und schnellen Wirkungseintritt fokussiert, bewährt. Besonders hohe Effizienz wurde bei soziophoben Verhaltensmustern wie Rückzug und Kontaktproblemen sowie halluzinogenen Phänomenen im Zusammenhang mit posttraumatischen Störungen oder schizoaffektiven Psychosen beobachtet. "Darüber wurden in letzter Zeit positive Erfahrungen bei schwerem Autismus verzeichnet", so Schuhmayer. (APA, red, 26.8.2016)