Wien – Ob die Bezeichnung Kuratorium vom lateinischen "curare" (sich sorgen, heilen) komme, wisse er nicht. In jedem Fall sei es aber unverständlich, meint der grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl, dass die sogenannten Kuratorien der Bundesmuseen eigentlich die Funktion von Aufsichtsräten haben sollten, dem Kulturministerium aber als "Prellbock" dienen würden, sobald in einem Haus Probleme auftreten.

Zuletzt geschehen ist dies in der Österreichischen Galerie Belvedere rund um die Compliance-Verstöße von Direktorin Agnes Husslein-Arco. Ihr Vertrag wurde nicht verlängert, der Kuratoriumsvorsitzende trat zurück. Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) will nun ein "Weißbuch" für eine Museumsreform ausarbeiten lassen.

Zinggl wünscht sich dazu eine öffentliche Diskussion. Vor Journalisten stellte er daher seine "umfassend aktualisierten" Reformvorschläge aus dem Jahr 2005 erneut zur Debatte. Die Kuratorien solle man am besten stärken und zu echten Aufsichtsräten mit klarer Verantwortung ausbauen. "Schlank sollten sie sein, mit vier oder fünf Mitgliedern, und sich aus einem Pool an parteiunabhängigen Personen zusammensetzen", so Zinggl. Dieser Pool solle nach festgeschriebenen Kriterien mit "fähigen Fachleuten" gefüllt werden. Daraus solle man Aufsichtsräte per "Losentscheid" in die Häuser entsenden.

Auch die Bestellungsverfahren für Personalentscheidungen könne man so vereinheitlichen. "Ich kann mir vorstellen, dass Direktorenposten durch diese neuen Aufsichtsräte plus Kulturminister anstatt von diversen Findungskommissionen vergeben werden." Dass Compliance-Richtlinien und die Besucherzählung für alle Bundesmuseen vereinheitlicht gehörten, sei für Zinggl ohnehin eine "Selbstverständlichkeit".

Direktorengehälter kürzen

Bei Direktorengehältern zog Zinggl Vergleiche heran. "Während in Österreich Jahresverdienste bis zu 270.000 Euro ausbezahlt werden, erhält der Direktor des Pariser Louvre 150.000, jener der Tate Modern 120.000 Euro." Man solle kürzen. Auch die Dauer der Direktionen würde er auf zehn bis 15 Jahre beschränken.

Dass jedes Museum eigene Jahreskarten führt, hält Zinggl nicht für sinnvoll, in Berlin bekomme man eine Jahreskarte für alle staatlichen Museen um 25 Euro. Generell störe ihn der Überbietungswettkampf zwischen den Häusern. Bei den Sammlungen handle es sich um "Gemischtwarenhandlungen", die neu sortiert gehörten. Stattdessen gebe es die Tendenz, dass jeder alles mache.

Zinggl unterbreitete eine Liste an Vorschlägen, wie Doppelgleisigkeiten in den Sammlungen zu beseitigen wären. So gehörte etwa Gegenwartskunst qua Positionierung nicht ins Belvedere oder in die Albertina, sondern ins Museum moderner Kunst. Schätze aus der K.-u.-k.-Zeit solle man ebenso in einem eigenen Haus zusammenführen wie archäologische Artefakte früher Hochkulturen.

Die immer wieder geforderte automatische Inflationsanpassung der Subventionen ist für Zinggl verständlich. In Etappen sei diese allerdings ohnehin passiert. Gesunken sei hingegen der Anteil des Kulturetats am Gesamtbudget: von 1,5 Prozent im Jahr 1996 auf heute 0,5 Prozent. (stew, 8.9.2016)