Mehr als 17.000 Häuser werden pro Jahr in Österreich gebaut – jedes dritte mit Geld vom Staat.

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Wien – Zwischen 14.000 und 18.000 Einfamilienhäuser werden in Österreich jedes Jahr baubewilligt. Diese Bandbreite gilt seit 30 Jahren. Im Vorjahr waren es laut aktuellen Zahlen von Wohnbauforscher Wolfgang Amann (Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen) 17.500, heuer dürften es sogar 17.600 werden. Für die nächsten beiden Jahre erwartet Amann jeweils 17.400 Bewilligungen.

Um Wohnbauförderung sucht allerdings nicht einmal mehr jeder dritte Häuslbauer an. Der sogenannte "Förderungsdurchsatz", also der Anteil der wohnbaugeförderten Eigenheime am Gesamtvolumen, sinkt seit Jahren und lag 2015 bei nur noch 30 Prozent beziehungsweise 5.300 Bauvorhaben. Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden vier von fünf Eigenheimen gefördert errichtet.

Ein Grund für den starken Rückgang ist das niedrige Zinsniveau: Bankdarlehen sind derzeit kaum teurer als Wohnbauförderdarlehen.

Strengere Bauordnungen

Der zweite wichtige, für Amann aber ungleich bedauernswertere Grund ist, dass die Auflagen der Wohnbauförderung strenger sind, als wenn bloß nach Bauordnung gebaut wird. Bleibt man außerhalb der Förderung, greifen aber deren Lenkungseffekte – insbesondere was die energetische Qualität der Häuser, aber auch die Beschränkungen der Wohnnutzfläche betrifft – in geringerem Ausmaß.

Das führte dazu, dass Einfamilienhäuser in Österreich heute im Schnitt um etwa ein Viertel mehr Wohnfläche aufweisen als noch vor zwanzig Jahren. Bis in die 1980er-Jahre galt eine bundesweit einheitliche Größenbeschränkung von 130 Quadratmetern Wohnnutzfläche. Zusammen mit der attraktiven Förderung führte dies dazu, dass die Häuser damals im Schnitt "deutlich unter 120 Quadratmetern" aufwiesen, sagt Amann. Aktuell schätzt er eine Durchschnittsgröße von 140 bis 150 Quadratmeter. Dies, obwohl die durchschnittliche Zahl der Personen pro Haushalt laut Statistik Austria seit 1981 von 2,7 auf nunmehr 2,2 gesunken ist.

Es wird also immer größer gebaut – wenn auch für weniger Bewohner. Damit geht ein immenser Ressourcenverbrauch an Grund und Boden einher. Zumindest was die energetische Qualität der Häuser betrifft, ist Besserung in Sicht: Dank EU-Vorgaben werden die Bauordnungen sukzessiv strenger und gleichen sich den Wohnbauförderrichtlinien immer mehr an.

Geldgeschenke in Salzburg

Von einheitlichen Förderbedingungen ist Österreich freilich weit entfernt, die Bundesländer haben zum Teil eklatante Unterschiede bei ihren Kriterien. Diese ändern sich alle paar Jahre – und manchmal führen sie zum Kollaps, wie sich zuletzt in Salzburg gezeigt hat. Die Umstellung von rückzahlbarer Unterstützung aus einem Wohnbaufonds auf Einmalzuschüsse als Geschenk des Landes an neue Wohnungs- oder Hausbesitzer stieß schnell an ihre Grenzen, da die Einkommensobergrenzen so hoch angesetzt waren.

Selbst Errichter eines Einfamilienhauses mit Bau- und Grundstückskosten von mehr als einer Million Euro bekamen noch 50.000 Euro geschenkt. Die Förderungen in Salzburg mussten schließlich ausgesetzt werden, das Debakel wird der schwarz-grünen Landesregierung angelastet.

Geldgeschenke in Form von "verlorenen Zuschüssen" gibt es heute nur noch in der Minderheit der Bundesländer, die meisten haben auf Darlehen bzw. Annuitätenzuschüsse umgestellt. So kommen im Burgenland vor allem Darlehen zur Anwendung, deren Konditionen 2013 angepasst wurden: Die Laufzeiten wurden verkürzt, die Zinssätze und Annuitäten erhöht.

Junghaushalte

In Kärnten gibt es neben den allgemeinen Förderschienen mit dem Landes-Wohn- und -Siedlungsfonds ein zusätzliches Instrument zur Förderung der Errichtung und Fertigstellung von Eigenheimen, wenn auf der normalen Schiene keine Förderung möglich ist. Auch wird der Ersterwerb von (maximal fünf Jahre alten) Eigenheimen, Eigenheimen in Gruppen und Eigentumswohnungen gezielt gefördert, um Junghaushalten entgegenzukommen.

Niederösterreich hat im Juni die Förderungssummen für Jungfamilien aufgestockt. Die durchschnittliche Gesamtförderung für Eigenheime beträgt rund 45.000 Euro je Förderantrag in Form eines einprozentig verzinsten Landesdarlehens mit einer Laufzeit von 27,5 Jahren. Eine Größenbeschränkung für Wohnbauförderung gibt es nicht, der Durchschnitt liegt bei 150 Quadratmetern.

In der Steiermark gibt es seit 2013 nichtrückzahlbare Einmalzuschüsse oder alternativ dazu Annuitätenzuschüsse. In Tirol werden Darlehen mit langer Laufzeit und attraktiver Verzinsung vergeben, seit den 1990er-Jahren gibt es auch den nichtrückzahlbaren Wohnbauscheck. (ars, jub, mapu, mro, mue, neu, simo, spri, 18.9.2016)