Während in Österreich Wölfe fast ausschließlich Zuwanderer sind, existieren in Deutschland mittlerweile bereits 46 Rudel.

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Bonn – Während im vergangenen August die Sichtung der ersten Wolfsfamilie seit über einem Jahrhundert für großes Aufsehen sorgte, erobert sich Isegrim in Deutschland schon länger seine alte Heimat zurück. Aktuelle Monitoring-Daten, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) nun vorgestellt hat, zeigen, dass im Nachbarland mittlerweile schon 46 Wolfsrudel, 15 Paare und vier sesshafte Einzeltiere unterwegs sind.

Im Vergleich des aktuellen Monitoringjahres 2015/2016 zum vorherigen ist die Zahl der bestätigten Rudel in Deutschland um 15 Rudel gestiegen, die Zahl der Wolfspaare ist dagegen von 19 auf 15 und die Zahl der sesshaften Einzelwölfe ist von sechs auf vier gesunken. Als Wolfsregionen haben sich sechs Bundesländer etabliert: Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Niedersachsen. Die meisten Tiere leben in Sachsen und Branden-burg. Nach Sachsen war auch im Jahr 2000 erstmals nach der Ausrottung der Art in Deutschland vor 150 Jahren ein Wolfspaar aus Polen zugewandert.

Erfolgreicher Naturschutz

"Die positive Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes seitdem der Wolf unter strengem Artenschutz in der Europäischen Union steht", sagt BfN-Präsidentin Beate Jessel. "Trotz der erfreulichen Zahlen weist die Art insgesamt allerdings immer noch eine ungünstige Erhaltungssituation auf. Und wir dürfen auch die Augen nicht davor verschließen, dass der Mensch nach wie vor der größte Feind des Wolfes ist." Vor allem der Straßenverkehr und illegale Abschüsse gefährden den Wolf. Das belegen folgende Zahlen: Nur 14 der 147 insgesamt seit 2000 in Deutschland tot aufgefundenen Wölfe sind nachweislich eines natürlichen Todes gestorben.

"Wölfe leben heute in der Kulturlandschaft in direkter Nähe zum Menschen und es gehört zu ihrem normalen Verhalten, dass sie gelegentlich auch tagsüber in Sichtweite zu bewohntem Gebiet entlanglaufen", erklärt Jessel. "Deutschland war lange Zeit wolfsfrei und wir müssen erst wieder den Umgang mit diesem Wildtier lernen. Viele Menschen sind unsicher, was sie von der Rückkehr der Wölfe zu erwarten haben und ob von den Tieren eine Gefahr für den Menschen ausgeht", meint Ilka Reinhardt vom Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland (LUPUS). (red, 25.9.2016)