Foto: CIG
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Der Weltraum, unendliche Weiten. Oder besser gesagt: Die Entwicklung von "Star Citizen", unendliche Weiten. Denn wir schreiben das Jahr 2016 und noch immer ist kein Termin in Sicht, wann man die Abenteuer der Weltraumsimulation erleben kann. Einem aktuellen Bericht der Seite Kotaku zufolge, gleicht die Entwicklungsgeschichte des erfolgreichsten Crowdfunding-Spielprojekts aller Zeiten einer Odyssee, die geprägt ist von zu großen Ambitionen und Expansionen, Grafik-Engine-Problemen und Hierarchie-Querelen. Fünf Jahre nach Entwicklungsstart und mehr als 120 Millionen Dollar später stellt sich immer noch die Frage: Was wird aus "Star Citizen"?

Zu viel Geld

Kotaku-Reporter Julian Benson hat in seiner Reportage Informationen von über sieben Monaten Recherche zusammengetragen und reflektiert die vielen Hindernisse und Schwierigkeiten im Entwicklungsverlauf des ambitionierten Games.

"Star Citizen", das seit 2011 entwickelt wird, ist demnach Opfer seiner eigenen Ambitionen geworden. Mit dem damaligen Aufkommen von Kickstarter wollte man zwei Millionen Dollar für die Entwicklung des Games generieren, bis heute sind es über 120 Millionen geworden.

Das Spiel von Babel

Die enorme Resonanz und die großzügige Finanzspritze durch die Fans sorgte bei "Star Citizen"-Chef Chris Roberts für ein quasi megalomanisches Verhalten. Neben dem Single-Player-Modus plante man zusätzlich mit den gewaltigen Ressourcen einen Massive-Multiplayer-Modus. Um diesen zeitgerecht entwickeln zu können gründete Cloud Imperium Games fünf (!) Entwicklerstudios in den USA, England und Deutschland mit mehr als 325 Mitarbeitern. Ein organisatorischer Super-GAU, der die Entwicklung zusätzlich verkomplizierte. Über mehrere Zeitzonen hinweg zu kommunizieren, sollte sich schon bald als Hürde herausstellen.

Live-Demo von "Star Citizen".
StarCitizen

Zu viel auf einmal

Anstatt den Unterstützern den versprochenen Ein-Spieler-Modus zu geben, und die Multiplayer-Funktion nachzuliefern, versuchte man die zwei extrem aufwändige Spielemodi gleichzeitig zu entwickeln – und das glich einem Todesstoß. "Die Probleme waren von Beginn an da. Es war einfach keine kluge Idee, alles auf einmal zu machen", meint eine Quelle gegenüber Kotaku, die aufgrund des Naheverhältnisses zum Hersteller anonym bleiben möchte.

Wie Benson schreibt, sei es schon schwierig genug ein solch ambitioniertes Spiel überhaupt zu entwickeln, während man gleichzeitig hunderte von Entwickler in verschiedenen Teams aufbaut. "Aber Cloud Imperium Games hat das in der Öffentlichkeit gemacht, finanziert von mehreren Millionen Menschen."

Zu große Probleme

Der für 2014 geplante Release platzte. Designer konnten nicht arbeiten, Arbeiten mussten wieder und wieder neu gemacht werden – Grund dafür war die Nutzung der Grafik-Engine CryEngine.

"Das Hindernis für CIG war von Tag eins an die CryEngine. Die CryEngine ist eine exzellente Engine für eine Art von Game: Shooter. Für 'Star Citizen' mussten sie die gesamte Engine ausweiden", heißt es. Die Engine ist nicht nur eigentlich für Shooter ausgerichtet, sondern auch nur für eine kleine Zahl an Multiplayer-Spielern. Genau das Gegenteil von "Star Citizen". Im Spiel sollen tausende Spieler gleichzeitig durch das Weltall treiben und Handel betreiben können.

Entwickler-Chef Roberts ging im Auseinandernehmen der Grafik-Engine weite Wege: Er will First-Person und Third-Person-Perspektiven vereinen, und ein einheitliches Set an Animationen und Charaktermodellen einbauen.

Viele Mitarbeiter kritisierten das Vorhaben im Interview mit Kotaku. Bei einem Budget von über 120 Millionen Dollar hätte man eine eigene Engine bauen können, anstatt eine Bestehende komplett umzuschreiben. Das führte letztendlich zu einer extremen Verlangsamung des Entwicklungsprozesses, wobei man mit der Nutzung einer Dritthersteller-Engine ursprünglich Zeit sparen wollte.

Zu spät?

Neben technischen Schwierigkeiten, gab und gibt es Probleme in der Führungsetage von CIG. Roberts durchbrach jegliche hierarchische Strukturen, um jedes einzelne Detail zu inspizieren und zu kommentieren und machte damit Sub-Chefs obsolet.

"Star Citizen" befindet sich seit mehr als fünf Jahren in Entwicklung und hat 120 Millionen Dollar verschlungen. Kotaku fragte ehemalige Mitarbeiter zur Zukunft des Spiels. "Wenn es unendlich viel Zeit und unendlich viel Geld hätte, und jeder, der daran mitarbeitet unendlich viel Geduld mit sich bringt, dann könnte etwas Cooles dabei rauskommen."

Zwar sind Teile des Games spielbar, ein offizieller Release-Termin steht aber noch in den Sternen. "Wenn Star Citizen veröffentlicht wird, dann glaube ich auch an Gott", so ein ehemaliger Mitarbeiter. (rec, 26.9.2016)