Jene, die einen Kindergarten besucht haben, haben offenbar größere Chancen auf einen akademischen Abschluss. Aber nicht nur das...

Foto: Stefan Knittel

... die neue Studie der Wirtschaftsuniversität Wien lässt außerdem vermuten: Mehr Kindergarten bedeutet auch mehr Verdienst im späteren Berufsleben.

Foto: iStock

Seit dem Kindergartenjahr 2010/2011 ist der halbtägige Kindergartenbesuch für Kinder ab fünf Jahren von September bis Juni – mit Ausnahme der Schulferien – verpflichtend.

Welchen Einfluss der Kindergartenbesuch auf den späteren Lebensverlauf hat, untersuchte Alyssa Schneebaum vom Institut für Makroökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien gemeinsam mit Co-Autor Pirmin Fessler. Dabei zeigte sich: Kindergartenkinder haben im späteren Leben durchschnittlich 0,4 Jahre mehr Bildung – fast ein halbes Jahr. Zudem erhöht sich laut Studie die Wahrscheinlichkeit auf einen akademischen Abschluss um fünf Prozentpunkte. Damit steigt auch das spätere Einkommen im Vergleich zu jenen Kindern, die keinen Kindergarten besucht haben. Der Unterschied beträgt offenbar rund sieben Prozent.

Eher Vollzeit beschäftigt

Außerdem, auch das fanden die Wissenschafter heraus, arbeitet eine Person, die den Kindergarten besucht hat, mit einer fünf Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit Vollzeit als eine Person, die den Kindergarten nicht besucht hat. Um zehn Prozent steigt auch die Chance, dass Mädchen später als Frauen bezahlter Arbeit nachgehen. "So wird ein weiteres Schließen des Gender Pay Gap über gleichere Einkommen von Frauen und Männern aber auch über eine höhere Partizipation von Frauen am Arbeitsmarkt gefördert", sagt Studienautorin Schneebaum zum STANDARD. Besonders profitierten auch Migranten und Migrantinnen vom Besuch eines Kindergartens.

Die WU-Studie basiert auf einem umfassenden Datensatz mit Information über ökonomische Hintergründe von Personen zwischen 25 und 59 Jahren in Österreich. Ihre Ergebnisse machten deutlich, "dass der Kindergarten ähnlich wertvolle Benefits wie zusätzliche Schuljahre bringt", sagt Schneebaum, die dafür plädiert, möglichst flächendeckend ganztägige Angebote zu schaffen. Es brauche auch "Investitionen in die Ausbildung und eine höhere Bezahlung der Betreuer und Betreuerinnen".

Schon in der Schule

Dass sich ein Kindergartenbesuch auszahlt, darauf verweist übrigens auch die kürzlich veröffentlichte OECD-Studie "Bildung auf einen Blick". Demnach war von jenen Schülerinnen und Schülern, die in Mathematik besonders schlecht abschnitten, etwas mehr als ein Drittel (36 Prozent) gar nicht im Kindergarten. Bei denen, die vor der Schule mehr als ein Jahr Kindergarten hinter sich hatten, sind es nur noch 17 Prozent.

Aktuell besuchen in Österreich 73 Prozent der Dreijährigen einen Kindergarten, das sind etwas mehr als im OECD-Vergleich (71 Prozent). Bei den Vierjährigen sind es bereits 92 Prozent (OECD-Schnitt: 86 Prozent), und von den Fünfjährigen besuchen in Österreich 96 Prozent einen Kindergarten, im OECD-Schnitt tun das 81 Prozent. (lib, 14.10.2016)