Jagdhundköpfe als Terrinenknauf des Porzellanservices.

Foto: im Kinsky

Das Glasservice mit Goldmalerei im gotischen Stil fertigte Wilhelm Hoffmann.

Foto: im Kinsky

Es war Erzherzog Leopold Ludwig, der die Liegenschaft Hernstein aus dem Dornröschenschlaf wecken sollte. Der Auftraggeber, ein leidenschaftlicher Jäger, bekam sein zeitgemäßes Jagdschloss, die Kunstgeschichte dank Theophil Hansens Kreativität ein historistisches Gesamtkunstwerk.

Denn der dänische Meister zeichnete nicht nur für die an der englischen Tudorgotik orientierte Architektur verantwortlich, sondern auch für die Innenraumgestaltung, in der ein Mix aus byzantinischer Kunst und italienischer Renaissance dominierte. Ein Repertoire, auf das Hansen auch bei Entwürfen für Möbel, Dekorations- und Gebrauchsgegenstände zurückgriff.

Beispielhaft dafür stehen ein 115-teiliges Tafelbesteck, ein 125-teiliges Trink- sowie ein 148-teiliges Tafelservice, das kommende Woche bei "im Kinsky" versteigert wird. Sie alle waren einst Teil der Ausstattung von Schloss Hernstein, worauf auch das bekrönte Wappen und das Monogramm "L" für Leopold Ludwig verweisen. Als das Schloss samt Inneneinrichtung 1940 in das "Verzeichnis national wertvoller Kunstwerke" eingetragen und in weiterer Folge 1943 unter Denkmalschutz gestellt wurde, schienen diese Gebrauchsgegenstände schon nicht mehr im Inventar auf.

Eingemauert im Kamin

Anfang des Zweiten Weltkrieges hatte Anton Habsburg-Lothringen das Besteck und die Service nach Sonnberg ins westliche Weinviertel bringen lassen, wo er seit 1934 mit seiner Familie in einem Wasserschloss residierte. Die Kriegswirren und die Beschlagnahme der Russen überdauerten die Gegenstände, der Überlieferung nach, eingemauert in einem Kamin. Welche Manufakturen das Besteck und die Service nach Entwürfen Hansens fertigten, ist den Katalogangaben nur zum Teil zu entnehmen. Für das Tafelbesteck (15.000-30.000 Euro) ist über die Meistermarke zumindest Vincenz Blasowitz als Silberschmied identifizierbar.

Das Tafelservice (25.000-50.000) entstand wiederum 1858/59 in der Wiener Porzellanmanufaktur. Ulrike Scholda verweist hier auf zugehörige Entwurfszeichnungen im Bestand des Mak-Archivs, wobei die dort angeführten Namen wohl eher auf die Monogrammdesigner verweisen dürften.

Die Leiterin der Abteilung Museen der Stadt Baden hatte im Hansen-Jubiläumsjahr 2013 zu Hansens kunstgewerblichem Schaffen geforscht. Dabei fand sie in einer Publikation von 1858/59 auch den Entwurf zum Trinkservice (25.000-50.000), das vom Glasfabrikanten Wilhelm Hoffmann ausgeführt worden war.

Publiziert wurden diese Angaben im Hansen-Katalog zur Ausstellung im zwischenzeitlich geschlossenen Wagner:Werk-Museum. (kron, 14.10.2016)