Ein Team der University of Sydney fand heraus, dass die in der Muttermilch des Tasmanischen Teufels vorhandenen Peptide besonders widerstandsfähige Bakterien abtöten

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Sydney – Sie kämpfen selbst ums Überleben: Ein Gesichtstumor hat in den letzten 20 Jahren rund 80 Prozent der Population der Tasmanischen Teufel hinweggerafft. Nun haben australische Forscher um Katherine Belov (Uni Sydney) ausgerechnet in der Muttermilch der Beutelräuber eine Art Wundermittel entdeckt: Die in der Milch enthaltenen Peptide können besonders widerstandsfähige Bakterien abtöten, darunter Staphylokokken und Enterokokken, die gegen starke Antibiotika resistent sind, schreiben Belov und ihre Kollegen im Fachblatt "Scientific Reports".

Multiresistente Keime sind Bakterien, die nicht mit herkömmlichen Antibiotika oder anderen Medikamenten behandelt werden können. Einer kürzlich erschienenen britischen Studie zufolge könnten bis 2050 bis zu zehn Millionen Menschen weltweit an solchen nicht behandelbaren Erregern sterben. Dem Team in Sydney zufolge brachten Untersuchungen von Wallabies und Opossums ähnliche Ergebnisse, außerdem begannen Forschungen mit der Muttermilch von Koalas.

Tasmanische Teufel und andere Artverwandte tragen ihren Nachwuchs, der mit einem unterentwickelten Immunsystem zur Welt kommt, in ihrem Beutel, bis die Entwicklung abgeschlossen ist. Auch dort befinden sich Bakterien. "Wir glauben, dass dies zu einer Ausbreitung der Peptide bei den Beuteltieren geführt hat", sagte Emma Peel von der University of Sydney, die an der Untersuchung beteiligt war. Beuteltiere besitzen demnach mehr antimikrobielle Peptide als andere Säugetiere.

Künstliche Peptide

Die Forscher stellten nun die Peptide künstlich her, nachdem sie die dafür nötige Sequenz aus dem Erbgut des Tasmanischen Teufels gewonnen hatten. Das Ergebnis: Die Peptide hätten "resistente Bakterien und andere Bakterien getötet". Die Wissenschafter hoffen nun, dass die Ergebnisse in die Entwicklung neuer Antibiotika einfließen, um multiresistente Keime weltweit besser zu bekämpfen.

Derartige kurze Eiweißketten haben allerdings einen gewichtigen Nachteil: Sie werden aufgrund ihrer Struktur im menschlichen Körper relativ schnell abgebaut. Doch auch an diesem Problem arbeiten bereits Wissenschafter. Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs-und Forschungsanstalt (Empa) haben antibakteriell wirksame Peptide in eine Art Mantel aus Lipiden gehüllt, die sie schützen, bis sie ihren Zielort erreichen. (red, 18.10.2016)