Kranke mit schwerer fortgeschrittener chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), die bereits an einer Überblähung der Lunge (Emphysem) leiden, können von der Implantierung spezieller Ventile in die Lunge profitieren. Die Methode kann offenbar bei einer größeren Zahl von Patienten als bisher angenommen eingesetzt werden, hat jetzt eine Studie unter Leitung von Wiener Experten ergeben.

Als Lungenemphysem wird eine irreversible Überblähung der Lungenbläschen bezeichnet. Das Emphysem kann vor allem als Folge einer COPD-Erkrankung (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung, "Raucherlunge") auftreten. Dabei werden durch die ständige Entzündung der Lunge die Lungenbläschen zerstört.

Wenn sich die dünnen Wände der Lungenbläschen auflösen, sodass mehrere Bläschen zu einer größeren Blase verschmelzen, bilden sich aus vorher funktionstüchtigen Lungenbläschen große funktionslose "Emphysemblasen", die typisch für das Lungenemphysem sind.

Atem gestört

In diesen Teilen der Lunge funktioniert die Sauerstoffaufnahme nicht mehr, das betroffene Gewebe ist funktionsunfähig geworden. Das Problem ist, dass sich diese Hohlräume aber mit Luft füllen, die nicht mehr ausgeatmet werden kann – die kranken Teile werden überbläht. Die Folge davon ist, dass jenen Teilen der Lunge, die noch funktionieren, der Platz zum Ausdehnen fehlt. Und dies verursacht beim Patienten Atemnot, hieß es in einer Aussendung des Ludwig Boltzmann Instituts für COPD. Man rechnet, dass in Österreich rund 400.000 Menschen an COPD Leiden, etwa 20.000 Personen dürften ein Lungenemphysem aufweisen.

Bei einem Emphysem gibt es eine Reihe von therapeutischen Ansätzen: Lebensstiländerung, Medikamente, Physiotherapie, Sauerstoff-Langzeittherapie, operative und minimalinvasive Eingriffe zur Reduktion des Lungenvolums bis hin zur Lungentransplantation.

Seit einigen Jahren gibt es ein neues endoskopisches Verfahren, bei dem spezielle Ventile in die Lunge eingesetzt werden, mit deren Hilfe die Patientinnen und Patienten wieder besser atmen können. Eine internationale Studie, die unter der Leitung von Arschang Valipour vom Ludwig Boltzmann Institut für COPD, Oberarzt an der 1. Lungenabteilung des Otto-Wagner-Spitals in Wien, durchgeführt wurde, zeigte nun, dass dieses innovative Verfahren bei deutlich mehr Patienten angewendet werden kann als bisher angenommen. Die Studie erscheint jetzt im American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine.

Minimalinvasive Operation

Die kleinen Ventilen werden mit einem Endoskop direkt in die Bronchien im überblähten Bereich der Lunge eingesetzt und verhindern einerseits das Eindringen der Luft in die erkrankte Region und ermöglichen andererseits das Entweichen von dort eingeschlossener Luft. Dadurch wird die Überblähung reduziert und dem Betroffenen Erleichterung und mehr Lungenfunktion verschafft. Valipour: "Der schonende, minimalinvasive Eingriff dauert nur zwanzig Minuten und beschert vielen Patientinnen und Patienten ein neues Leben, denn die quälende Atemnot kann erheblich gelindert werden, und die Menschen können wieder freier atmen."

Bisher ging man davon aus, dass nur Patienten mit ungleichmäßigem ("heterogenem") Lungenemphysem von einer Reduzierung des Lungenvolumens mit Ventilen profitieren können. Nun aber zeigen die neuen Studienergebnisse, dass die Verteilung des Emphysems in der Lunge nicht die entscheidende Rolle spielt, sondern dass die Therapie der Ventileinlage für beide Gruppen, also auch jene mit homogenem Emphysem, Linderung der Atemnot bringt.

Valipour: "Die Studie bedeutet für uns Ärztinnen und Ärzte, dass wir nun eine zusätzliche Behandlungsoption für viele Patienten mit COPD und Lungenemphysem anbieten können, die bisher von der Ventiltherapie ausgeschlossen wurden." (red, 24.10.2016)

Originalpublikation:

Endobronchial Valve Therapy in Patients with Homogeneous Emphysema: Results from the IMPACT Study